Weihnachtswetter: Sorgt eine gestörte Zirkulation für Schnee zum Fest?
Dreizehn Jahre ist es her, als eine ungewöhnliche Großwetterlage an Weihnachten über Deutschland für ungewöhnlich heftigen Schneefall sorgte. Und in diesem Jahr hat sich mit einem Kaltlufttropfen ebenfalls eine ungewöhnliche Wetterlage aufbauen können. Doch ob es für Schnee an Weihnachten reicht, sowohl von der Aktivität der Frontalzone, als auch vom Azoren- und Kontinentalhoch ab.

Die Großwetterlage verändert sich in den kommenden Tagen, wenn sich die atlantische Frontalzone näher an Deutschland heranwagt. Vorderseitig werden milde Luftmassen nach Norden geführt und lassen die Temperaturen über dem Westen in Richtung der +10 Grad- und über dem Osten in Richtung der +5 Grad-Marke streben. Tauwetter setzt sich allmählich durch und die Schneedecke schwindet über tieferen Lagen.
Die Frontalzone kann sich aber nicht bis Mitte Dezember durchsetzen. Eine funktionierende Tiefdruckrinne kommt auf dem Atlantik nicht zustande.
Keine Westwetterlage - Chancen auf Schnee in der Vorweihnachtszeit?
Was sich heute Mittag und auch heute Abend bestätigt hat, ist zum 2. Advent eine hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront. Meridional Nord-Süd, oder meridional Süd-Nord - das sind die Optionen für die Vorweihnachtszeit. Es wird sich also entscheiden, ob die Zeit vor Weihnachten ungewöhnlich warm und zapfig
kalt verlaufen wird. Wir haben uns die Optionen einmal näher angeschaut. Zunächst aber einmal die Gegenüberstellung der Großwetterlage der Amerikaner und der Europäer von heute Abend.

Die milde bis warme Wetterentwicklung
Wir blicken heute Abend einmal weit in die Zukunft und schauen uns den möglichen Wettertrend bis Weihnachten an. Welche Großwetterlage wird dominierend sein? Denn das kann schon frühzeitig die Weichen für das Weihnachtswetter stellen.
Beginnen wollen wir mit der milden bis warmen Wetterentwicklung. Eine milde oder gar warme Wetterentwicklung hängt zwangsläufig mit einer Vorderseitenanströmung aus südlichen bis westlichen Richtungen zusammen. Aus nördlichen oder östlichen Richtungen wird es im Winter nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen milder.
Und die Vorderseitenanströmung kommt nur dann zustande, wenn sich westlich von Europa die Frontalzone und östlich davon ein Hochdruckkonstrukt oder eine Hochdruckzone befindet. Hochdrucksysteme drehen sich im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn.
Kalte Luft polaren Ursprungs über dem östlichen Kanada
Egal, wie man es dreht oder wendet, den Ursprung einer mildern bis warmen Vorderseitenanströmung findet man stets mit einer Abfuhr kalter Luftmassen polaren Ursprungs über dem östlichen Kanada nach Süden in Richtung Neufundland. Auf dem warmen Atlantik angekommen, werden kräftige und mächtige Tiefdrucksysteme provoziert. Deutlicher kann man das in der nachfolgenden Gegenüberstellung einzelner Kontrollläufe erkennen.

Tiefwinterlich mit viel Schnee bis Weihnachten
Eine tiefwinterliche Wetterlage kann sich bis Weihnachten dann einstellen, wenn sich das Strömungsmuster über Kanada umkehrt, sich auf dem Atlantik ein Blockadehoch entwickeln kann, so wie das in der letzten Woche der Fall war. In diesen Fällen ergibt sich die Möglichkeit einer gestörten Zirkulation, die in drei unterschiedlichen Ausprägungen zustande kommenden kann.
Man unterscheidet zwischen einer gestörten Zirkulation, die dann erfolgt, wenn die Westwetterlage außer Kraft gesetzt wird und die Grundströmung über Deutschland auf südliche, östliche oder nördliche Richtung dreht. Vollständig gestört ist die Zirkulation, wenn sich bspw. ein Skandinavienhoch durchsetzt und die Grundströmung auf östliche Richtungen drehen lässt. Tiefdrucksysteme können zwar das Hoch unterwandern, haben aber zumeist eine von Ost nach West verlaufende Zugbahn. Häufiger handelt es sich bei den Tiefdrucksystemen um sog. Kaltlufttropfen, wie das z. B. in der vergangenen Woche der Fall war.
Und zum Schluss gibt es noch die absolut gestörte Zirkulation. In diesem Fall setzt sich im Bereich von Skandinavien bis nach Grönland ein Hochdrucksystem durch und dehnt sich über das östliche Kanada aus. Die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik wird unterbunden und eine atlantische Frontalzone lässt sich nicht einmal mehr im Ansatz erkennen. Die absolut gestörte Zirkulation hat zeitlich gesehen am längsten Bestand.
Weiße Weihnachten möglich
Eine gestörte Zirkulation hat nicht zwingend eine winterliche Wetterentwicklung über Deutschland zur Folge, doch verbessert das die Grundlagen für Schnee vor Weihnachten erheblich. Freunde einer weißen Weihnacht
sollten daher auf die folgenden Muster achten.

Was lässt sich über das Wetter an Weihnachten sagen?
Zunächst einmal gilt es herauszufinden, wie wahrscheinlich eine Westwetterlage oder eine gestörte Zirkulation ist. Da lohnt sich ein Blick auf die Randfaktoren.
Zustand des Polarwirbels - Warming möglich?
Wir wurden die vergangenen Stunden gefragt, wie es denn um ein Warming des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe bestellt ist? Momentan gibt es das für Dezember übliche und absolut normale Minor-Warming. Das hat keinerlei Einfluss auf die unteren Luftschichten und beeinflusst den Polarwirbel in keiner Weise. Die Struktur ist stabil und die Windgeschwindigkeiten sind mit +112 bis +140 km/h typisch für die Vorweihnachtszeit. Erst wenn sich die Windgeschwindigkeiten unter der +10 km/h Marke bewegen, oder sich gar in das Negative wandeln, wird es interessant und man spricht von einem Major-Warming. Dazu aber im Laufe des Winters mehr. Zusammenfassend ist der Polarwirbel in Stratosphärenhöhe als stabil zu bewerten - von da ist nicht mit einem Störimpuls zu rechnen.
Einen weiteren Zustandsbericht des Polarwirbels lässt sich aus dem AO-Index entnehmen. Stark vereinfacht: negativer AO-Index ist mit einem instabilen und ein positiver AO-Index ist mit einem stabilen Polarwirbel gleichzusetzen. Zum aktuellen Stand ist der AO-Index bis zum 16. Dezember negativ besetzt. Der Polarwirbel dreht in den unteren Schichten nicht rund und ermöglicht eine höhere Wellenbewegung entlang der Polarfront, was die Grundlagen für ein gestörtes Zirkulationsmuster ist.
Blockadehoch auf dem Atlantik?
Ein weiterer Randfaktor ist der NAO-Index, der das Verhältnis von Azorenhoch und Islandtief widerspiegelt. Der NAO-Index ist stark positiv, wenn sich ein Tief über Island und ein Hoch über den Azoren eindreht - die Westwindzone ist dann aktiv. Ein negativer NAO-Index beschreibt ein Hoch über Island und ein Tief über den Azoren - das ist die Grundlage für eine gestörte Zirkulation mit Blockade hoch über Island oder auf dem Atlantik.
Der NAO-Index ist im Moment noch negativ besetzt, neutralisiert sich aber bis zum 15. Dezember. Die Verhältnisse einer gestörten Zirkulation werden neutralisiert, doch in welche Richtung das kippen wird, lässt sich zum aktuellen Stand nicht sagen.
Zusammenfassung: So stehen die Chancen auf weiße Weihnachten
Einen detaillierten Wettertrend lässt sich für das Wetter an Weihnachten derzeit nicht erstellen. Dafür gibt es zu viele Unsicherheiten in der Entwicklung. Zunächst muss die Milderung samt Tauwetter kommen, anschließend wird man sehen, wie sich die atlantische Frontalzone positioniert und ob sich eine hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront wird einstellen können. Nachfolgend wird sich dann zeigen, ob eine gestörte Zirkulation möglich ist.
Schaut man sich einmal den Mittelwert aller Kontrollläufe und die Druckanomalien bis zum 13. Dezember an, so erkennt man das ungewöhnlich kräftige Kontinentalhoch und die Tiefdruckdynamik zwischen Island und England, welche durch das Kontinentalhoch blockiert wird. Das entscheidende aber spielt sich hinter der Frontalzone ab - da ist keine Tiefdruckrinne zu erkennen. Ein meridional verlaufendes Muster ist nach Mitte Dezember möglich, was die Chancen auf weiße Weihnachten nicht ganz unmöglich macht. Schaun mer mal. Ihnen an dieser Stelle einen schönen 1. Advent!
