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Weihnachtsprognose - Wie stehen die Chancen auf weiße Weihnachten?

| M. Hoffmann

Auf weiße Weihnachten, welche ihrem Namen auch gerecht wird, wartet man im Flachland seit 2010 vergeblich. Aus statistischer Sicht ist Schnee zu den Festtagen längst überfällig. Klappt es mit Schnee, Eis und Frost an Weihnachten 2023 und wie hat sich die Wahrscheinlichkeit für Schnee zum Fest in Zeiten der Klimaerhitzung verändert?

Ist Schnee an Weihnachten überhaupt noch möglich? © Martin Bloch
Ist Schnee an Weihnachten überhaupt noch möglich? © Martin Bloch

Frühlingshaft mild, bis tiefwinterlich. Das Wetter kann über die Weihnachtsfeiertage kann völlig unterschiedlich ausfallen. Vom tiefsten Winter, mit einer Schneedecke von bis zu 30 cm in tieferen Lagen und Frost von bis zu -10 Grad (wie 2010), oder aber mit Föhneinfluss können frühlingshaft milde Werte - wie 2012 - mit +20,7 Grad über München und 2013 mit +18,3 Grad in Waldbronn erreicht werden.

Aber auch einen zerstörerischen Orkan gab über die Feiertage schon zu bestaunen, wie Lothar am 2. Weihnachtsfeiertag 1999. Das Wetter an Weihnachten hat allerhand zu bieten und nicht selten ist die Vorweihnachtszeit für Meteorologen und Wetterbegeisterte eine ganz besonders spannende Zeit.

Wie stehen die Chancen auf Schnee in diesem Jahr, welches nach 2018 und 2022 möglicherweise das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden kann?

Schnee an Weihnachten: letztmalig vor dreizehn Jahren

In unserer Rubrik Wetter Weihnachten haben wir alle Daten und Fakten zum Fest aufgelistet. Das Interessante:
Gemäß Statistik gab es nach dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 über Berlin und München etwa alle drei Jahre Schnee an Heiligabend, sonst war in tieferen Lagen alle sieben bis neun Jahre und über mittleren Lagen alle fünf bis sieben Jahre mit einer Schneedecke zum Fest zu rechnen. Das war die Regel vor Zeiten der Klimaerhitzung!

Kälte und Schnee sind überfällig

Geht es nach der Singularität, sollte bereits im Jahr 2018 wieder Schnee vom Himmel rieseln. Doch davon war nichts zu sehen und in den Jahren 2019, 2020, 2021 und 2022 war es für Schnee zu mild. Genauer gesagt war dieser in Ermangelung an Niederschlag erst gar nicht vorhanden. Immerhin gab es 2020 und 2021 regional ein paar Schneereste zu bestaunen. Das Problem mit den Singularitäten ist, dass sie eintreten können, aber nicht zwangsweise müssen. Das Wetter hält sich nicht an Statistiken - schon gar nicht in Zeiten der Klimaerhitzung.

Umso spannender ist die aktuelle Wetterentwicklung im November, die mit einer Regenerierung der Westwetterlage schon frühzeitig die Weichen für den Winter, aber auch für den Dezember und damit das Weihnachtswetter stellen kann.

Wettertrend

Ist ein Wettertrend für Weihnachten Anfang November überhaupt möglich? Nein, definitiv nicht. Das Wetter an Weihnachten lässt sich im günstigen Fall vierzehn Tage im Voraus bestimmen. Ist die Wetterlage - z. B. mit einer Luftmassengrenze - knifflig, ist eine Wetterprognose noch nicht einmal für die kommenden 24 Stunden möglich. Aber es gibt Wahrscheinlichkeiten, die einen Ausblick ermöglichen.

Da wäre zum einen das Weihnachtstauwetter, dass sich gerne mit dem Beginn der letzten Dezemberdekade durchsetzt und pünktlich zum 24. Dezember für Tauwetter sorgt, sofern es überhaupt etwas zu tauen gibt.

Zum anderen gibt es die Klimaerhitzung, was nicht nur die Dezembermonate, sondern den Winter insgesamt wärmer und die Schneeereignisse seltener werden lässt. Den Flachlandwinter kennen manche Kinder nur aus den Erzählungen der Erwachsenen.

Wir haben einmal die Weihnachtsfeiertage der letzten 60 Jahre untersucht und jeweils die durchschnittliche Schneehöhe in Flächenmittel am ersten Weihnachtsfeiertag miteinander verglichen. Die Signifikanz ist deutlich und in den vergangenen 10 Jahren besonders gravierend.

Die Schneehöhe am ersten Weihnachtsfeiertag
Zeitraum Mittlere Schneehöhe im Flächenmittel
1961 bis 1990 3,46 cm
1991 bis 2020 2,26 cm
2011 bis 2021 0,49 cm
Weiße Weihnachten - die Schneehöhe am ersten Weihnachtsfeiertag über Deutschland
Weiße Weihnachten - die Schneehöhe am ersten Weihnachtsfeiertag über Deutschland

Die Wetterprognosen der Langfristmodelle

Die Langfristprognose der Vorhersage-Modelle - welche anhand der aktuellen Wetterdaten weiter in die Zukunft rechnen und mit anderen Faktoren und Variablen einen Langfristtrend ermitteln - lassen zwar keine detaillierte Weihnachtsprognose zu, doch eine grobe Richtung kann abgeleitet werden. Da dies aber experimentell ist, sind Langfristprognosen mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. Zudem wird nicht das Wetter an Weihnachten 2023 berechnet, sondern der Dezember.

Wetter Dezember 2023 nach dem CFSv2 Modell

Das Wetter im Dezember 2023 soll mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad und im Trend von bis +2,5 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm ausfallen. Im Vergleich zur - wärmeren - Referenzperiode von 1991 und 2020 liegt die Abweichung zwischen +0,0 und +1,5 Grad. In der Niederschlagsprognose soll der Dezember normal und im Trend leicht zu nass ausfallen.

NASA: der optionale Winter ab den mittleren Lagen

Seit einigen Wochen schon berechnet die NASA einen Dezember, der im Vergleich zum Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Differenz von +0,5 bis +1,5 Grad nur leicht zu mild ausfallen kann (91/20: -0,5 bis +0,5 Grad). In der Niederschlagsprognose soll der Dezember normal und im Trend etwas zu trocken ausfallen können.

Europäisches Wettermodell: deutlich zu warmer Dezember

Geht es nach dem Wettertrend des europäischen Wettermodells, so soll der Dezember mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad deutlich zu warm ausfallen können (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem vieljährigen Sollwert als unauffällig zu bewerten.

Temperaturabweichung gegenüber dem Mittelwert 1961-90 im Dezember 2023 nach den Langfristmodellen (in der Klammer der Mittelwert 91/20)
Modell Abweichung Temperatur Niederschlag
Wettertrend CFSv2 +1 bis +2,5 Grad
(+0,0 bis +1,5 Grad)
Normal bis etwas zu nass
Europäischer Langfristtrend +1,5 bis +2,5 Grad
(+0,5 bis +1,5 Grad)
Normal bis etwas zu trocken
Wettervorhersage der NASA +0,5 bis +1,5 Grad
(-0,5 bis +0,5 Grad)
Normal bis leicht zu trocken

Die zonale Zirkulation oder die meridionale Grundströmung?

Mit Spannung kann man die Wetterentwicklung der kommenden Tage erwarten. Details sind im Moment weniger entscheidend, vielmehr geht es um die Frage, ob sich das meridionale Strömungsmuster im Dezember wird wieder einstellen können, oder nach sorgt die Erhaltungsneigung für eine unbeständige und windige Westwetterlage? Eine Westwetterlage schmälert die Aussichten auf weiße Weihnachten und bei einem meridionalen Strömungsmuster kommt es ganz darauf an, ob Deutschland, Österreich und die Schweiz auf der warmen Süd-Nord- oder auf der kalten Nord-Süd-Strömung liegen.

Worauf man achten sollte? Auf die Achse innerhalb des Polarwirbels. Verläuft diese von Sibirien nach Kanada, ist die Erhaltungsneigung der zonal verlaufenden Westwetterlage wahrscheinlicher. Verläuft die Achse jedoch zwischen den Aleuten und dem europäischen Nordmeer, sieht die Sache anders aus. Wir haben diese zwei Varianten einmal gegenübergestellt.

Auf den Achsverlauf innerhalb des Polarwirbels ist zu achten. Links eine Entwicklung, die mit einer meridionalen Wetterlage den Winter nach Deutschland bringen kann, rechts eine Variante, die eine Zonalisierung zur Folge hat.
Auf den Achsverlauf innerhalb des Polarwirbels ist zu achten. Links eine Entwicklung, die mit einer meridionalen Wetterlage den Winter nach Deutschland bringen kann, rechts eine Variante, die eine Zonalisierung zur Folge hat.
© www.meteociel.fr

Das verflixte Weihnachtstauwetter lässt den Schnee dahinschmelzen

Nochmals zurück zur Statistik: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent hält im zweiten Dezemberdrittel oftmals der Winter mit dem ersten richtigen Schneefall Einzug und mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 75 Prozent setzt kurz vor, oder über die Weihnachtsfeiertage Tauwetter ein.

Selbst Schneehöhen von bis zu 30 cm über mittleren Lagen wurden binnen weniger Stunden dahingerafft, denn das Weihnachtstauwetter kommt mit Regen und viel Wind, was mit einer prächtigen Durchmischung der Luftmassen in etwa den gleichen Effekt hat, wie wenn man einen Föhn an den Schnee hält. Schon so mancher bedauerte, dass der tollste Pulverschnee sich binnen kürzester Zeit in grauen Schneematsch verwandelt hat. Eine wahre - matschige - Bescherung.

Klimaerhitzung - welche Auswirkungen hat das auf den Schnee an Weihnachten?

Was früher einmal galt, hat in Zeiten der Klimaerhitzung keinen Bestand mehr. Alte Regeln werden außer Kraft gesetzt. Aus diesem Grund sollte man Singularitäten aus der Vergangenheit mit einem gesunden Maß an Skepsis begegnen. Der Deutsche Wetterdienst hat sich der Sache einmal angenommen und die Wahrscheinlichkeiten von weiße Weihnachten im Zeitraum vom 1961 und 1990, sowie von 1991 und 2020 einmal näher angeschaut und die Differenz daraus gebildet.

Wahrscheinlichkeit hat deutlich abgenommen

Das Erste, was man erkennen kann, dass die Wahrscheinlichkeit für ein schneereiches Fest südlich einer Linie vom Schwarzwald und Nürnberg zwischen 15 und 35 Prozent abgenommen hat. Und so ergibt sich ein Gesamtbild, das über weite Teile von Deutschland Schnee nur in 0 bis 15 Prozent zulässt. Über den tieferen mittleren Lagen liegt die Wahrscheinlichkeit bei 0 bis 20 Prozent und über den höheren mittleren Lagen (bis 800 Meter) zwischen 30 und 50 Prozent.

Mit jeden Höhenmeter steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Schneedecke weiter an und liegt oberhalb etwa 1.500 Meter zwischen 80 und 100 Prozent. Das sah im Zeitraum von 1961 und 1990 noch ganz anders aus. Und in Zeiten der Klimaerhitzung wird sich das - bis auf ein paar Ausnahmen - nicht mehr in die andere Richtung drehen lassen.

Weiße Weihnachten - die Schneehöhe am ersten Weihnachtsfeiertag über Deutschland
Weiße Weihnachten - die Schneehöhe am ersten Weihnachtsfeiertag über Deutschland © Deutscher Wetterdienst

Wetterextreme an Weihnachten (Betrachtung fällt auf den 24.12. - Heiligabend)

Gerade die Umwälzungen von Kalt auf Warm haben turbulente Wetterentwicklungen zur Folge.

Wetterextreme an Weihnachten
Weihnachten Ereignis
2012 München +20,7 Grad
2010 Höchste Schneemenge tiefere Lagen (0 bis 400 Meter): Hohn (Schleswig-Holstein) 41 cm und 39 cm in Greifswald an der Ostsee
2001 Hermaringen - Allewind -28,5 Grad
1999 Orkan Lothar am zweiten Weihnachtsfeiertag mit Spitzenwind von 272 km/h auf dem Hohentwiel bei Singen
1983 Höchste Nachttemperatur: Müllheim +11,8 Grad
1981 Höchste Schneemenge (Zugspitze): 4,60 Meter
1962 Höchste Schneemenge mittlere Lagen (400 bis 800 Meter): Reit im Winkl 1,40 Meter und 65 cm in Veilsdorf
1952
1974
Höchste Schneemenge höhere Lagen (oberhalb 800 Meter): Brocken 2,33 Meter und Schwarzwald 2,22 Meter

Wie auch immer das Wetter Weihnachten 2023 ausfallen mag, wir berichten an dieser Stelle ab dem letzten Novemberdrittel in regelmäßigen Abständen hin zu täglichen Wettervorhersagen, wie das Wetter zwischen Heiligabend und dem zweiten Weihnachtsfeiertag ausfallen kann.

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