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Wetter Weihnachten 2020 Wettervorhersage vom 2.12.2020 - Werden die Weichen schon frühzeitig gestellt?

| M. Hoffmann
Endlich wieder weiße Weihnachten?

Die Wetterlage ist anders als in den Jahren zuvor und brachte über den südlichen Regionen schon den ersten Schnee der Saison. Wie sieht die Wetterentwicklung in der Vorweihnachtszeit aus und wie stehen die Chancen auf weiße Weihnachten 2020?

Pünktlich mit dem Start in den Dezember hat es bis auf tiefere Lagen den ersten Schneefall gegeben und ab den mittleren Lagen konnte sich eine Schneedecke ausbilden. Der Temperaturcharakter ist bisweilen als nasskalt und nicht als winterlich zu bewerten, doch im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert liegt das Temperaturniveau absolut im normalen Bereich.

Letztmalig vor neun Jahren so kühl

Normale Temperaturen sind im Dezember in Zeiten des Klimawandels zu einem Novum geworden. Blickt man auf die Wetterprognose der kommenden Tage, so ist mit einer normal temperierten und etwas zu trockenen ersten Dezember-Dekade und im weiteren Wettertrend mit einer normalen ersten Dezember-Hälfte zu rechnen. Das gab es letztmalig vor rund neun Jahren! Ist das die Grundlage für eine berechtigte Hoffnung auf weiße Weihnachten 2020?

Zonalisierung, gestörte Zirkulation und das meridionale Strömungsmuster

Zwischen diesen drei Grundströmungen wird sich das Wetter an Weihnachten 2020 entwickeln können. Normalerweise ist mit dem Weihnachtstauwetter - was i.d.R. um den 20. Dezember einsetzt - die Zonalisierung am Zug. Das muss aber nicht sein. Bei einer gestörten Zirkulation hat die Zonalisierung bspw. keine Chance und aus dieser heraus ist ein meridionales Strömungsmuster möglich (Nord-Süd, Süd-Nord). Entscheidend also, ob die Chancen für Schnee an Weihnachten steigen oder sinken ist die Zonalisierung, bzw. gestörte Zirkulation. Wir wollen heute einmal genauer darauf blicken, was in der Vorweihnachtszeit die wahrscheinlichere Entwicklung ist.

Die Westwetterlage (zonale Struktur)

Bein einer zonal verlaufenden Wetterlage stößt die atlantische Frontalzone immer wieder in Richtung Skandinavien vor und bildet auf dem Atlantik - meist mit einem Zentraltief über Island - eine stabile und gut strukturierte Tiefdruckrinne aus.

Damit die Zonalisierung so richtig und Schwung kommt und Schnee, Eis und Frost an Weihnachten verhindert, muss zwingend über dem östlichen Kanada kalte Luft nach Süden - in Richtung Neufundland - abfließen. Der zweite Indikator ist die Hochdruckbrücke zwischen Sibirien und Kanada und ein positiver NAO-Index (Tief Island, Hoch Azoren).

Kein Schnee zum Weihnachtsfest: Die zonal ausgerichtete Großwetterlage
Wetterprognose eines Kontrolllaufes: Kein Schnee zum Weihnachtsfest - Die zonal ausgerichtete Großwetterlage
© www.meteociel.fr

Die Nordwest- und Trogwetterlage

Strebt das Azorenhoch auf dem Atlantik nach Norden auf, so kippt die zonale Struktur über Deutschland auf nordwestliche Richtungen. Dehnt sich das Azorenhoch noch weiter nach Norden aus und agiert zudem noch als Blockadehoch, so meridionalisiert das Strömungsmuster (Nord-Süd, Süd-Nord) und über Europa kann sich ein Trog ausbilden. Ein Trog hat eine warme Vorder- und Rückseite und ist absolut kein Garant für Winterwetter, doch eine meridional verlaufende Grundströmung erhöht die Chancen hierfür.

Im Jahre 2010 gab es eine solche Trogwetterlage unter optimalen Bedingungen und bescherten über Deutschland nach langer Zeit wieder einmal weiße Weihnachtsfeiertage.

Die Trogwetterlage am 24. Dezember 2010 - weiße Weihnachten waren gesichert
Kartenarchiv: Die Trogwetterlage am 24. Dezember 2010 - weiße Weihnachten waren gesichert
© www.meteociel.fr

Die gestörte Zirkulation

Zur gestörten Zirkulation gehört eigentlich alles, was nicht aus westlichen oder südlichen Richtungen kommt. Anders formuliert übernimmt in den meisten Fällen ein Hochdrucksystem die Regie. Das kann bspw. in Form einer Ostwetterlage der Fall sein, wenn sich das Kontinentalhoch nach Westen - bis über Skandinavien - ausdehnt und an seinem südlichen Gradienten kalte Festlandsluft nach Deutschland, Österreich oder die Schweiz führt. Schneereich sind Ostwetterlage selten und hat sich im Vorfeld keine Schneedecke ausbilden können, so ist mit sog. Kahlfrost vorlieb zunehmen. Liegt aber Schnee, so wird mit dem Abstrahlungseffekt die Kälte vor Ort produziert und konserviert die Schneedecke.

Die Ostwetterlage bringt entweder Kahlfrost oder konserviert eine vorhandene Schneedecke über die Weihnachtstage
Wetterprognose nach Kontrolllauf: Die Ostwetterlage bringt entweder Kahlfrost oder konserviert eine vorhandene Schneedecke über die Weihnachtstage
© www.meteociel.fr

Was wahrscheinlich ist

Nun kennt man die drei Großwetterlagen, die sich im Verlauf der letzten Dezember-Dekade und damit im Zeitraum vom 24. bis 26. Dezember über Deutschland einstellen können - doch welche der Varianten ist wahrscheinlicher?

Druckanomalien - keine Westwetterlage

Die Hochdruckzone zwischen Sibirien und Kanada kommt innerhalb des Polarwirbels nicht zustande. Stattdessen trogen die Tiefdrucksysteme immer wieder über Mitteleuropa nach Süden aus, während das Kontinentalhoch eine unglaublich kräftige Struktur aufweist. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen in der gemäßigt milden Südanströmung des Troges, was bis Mitte Dezember für einen nasskalten Wettercharakter spricht.

Eine zonal verlaufende Westwetterlage ist so nicht möglich
Eine zonal verlaufende Westwetterlage ist nach den Druckanomalien bis Mitte Dezember nicht möglich
© www.climatereanalyzer.org

Der Mittelwert der Kontrollläufe

Die atlantische Frontalzone wagt sich nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe weit nach Europa vor, wird aber durch das Kontinentalhoch blockiert. Dieser Zustand hält bis zum 20. Dezember an und dominiert das Wetter in der Vorweihnachtszeit. Aus Sicht der Winterfreunde springt dabei eine Nordwest- bis Trogwetterlage heraus. Das Worst-Case-Szenario zeigt sich in einer Patt-Situation zwischen der Frontalzone und dem Kontinentalhoch. Deutschland, Österreich und die Schweiz würden - kurz vor Weihnachten - in eine südliche Anströmungskomponente gelangen können.

Der Mittelwert der Kontrollläufe lässt ein breites Entwicklungsspektrum zu. Eine zonale Westwetterlage aber ist nicht zu erkennen
Wetterprognose Mittelwert der Kontrollläufe: Der Mittelwert der Kontrollläufe lässt ein breites Entwicklungsspektrum zu. Eine zonale Westwetterlage aber ist nicht zu erkennen
© www.meteociel.fr

Die Randfaktoren

Der NAO-Index - also das Verhältnis von Azorenhoch zu Islandtief - wird bis Mitte Dezember im neutralen bis negativen Bereich simuliert. Auch das ist ein klares Indiz gegen eine Zonalisierung in der Vorweihnachtszeit. Der AO-Index (Zustand des Polarwirbels) wird im negativen bis neutralen Bereich simuliert. Der Polarwirbel wird bis auf Weiteres so seine Probleme mit der Stabilität haben.

Schaut man sich die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe entlang des 65. Breitengrades an, so sind diese Momentan mit bis zu 162 km/h ungewöhnlich positiv bewertet. Normal wären Windgeschwindigkeiten von 126 km/h. Bis zum 20. Dezember sacken die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe auf 72 km/h ab.

Dass alleine hat überhaupt keine Aussagekraft und in dieser Art auch keine Auswirkungen auf das Wetter, diese Entwicklung aber sollte weiter beobachtet werden, da in dieser Saison die Windumkehr von West-Ost (positive Windgeschwindigkeiten) auf Ost-West (negativ) klappen sollte. Auch das ist kein Garant für Winterwetter, hat aber häufiger gestörte Zirkulationsmuster zur Folge.

Der ganz weite Blick in die Zukunft - die Wetterprognose Weihnachten 2020 nach den Kontrollläufen

Das vorläufige Fazit: So schnell kommt die Zonalisierung nicht in die Gänge und damit sind die Grundvoraussetzungen für weiße Weihnachten so gut wie schon lange nicht mehr.

Schaut man sich das - mögliche - Temperaturspektrum nach dem Mittelwert der Kontrollläufe für Weihnachten an, so liegen die Werte über dem Westen und Norden zwischen +2 bis +4 Grad und über dem Osten und Süden zwischen +0 bis +2 Grad. Diese Wetterprognosen der Kontrollläufe sind auf einen so langen Zeitraum hin mit einer erhöhten Vorsicht zu genießen, doch hat dieser Temperaturtrend sich in der letzten Woche kaum verändert!

Die Weihnachtsprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur Wetter
24. Dezember / Heiligabend +0 bis
+3 Grad
Leichter Niederschlag
Erster Weihnachts­feiertag +0 bis
+3 Grad
Leichter Niederschlag
Zweiter Weihnachts­feiertag -0,5 bis
+2,5 Grad
Leichter Niederschlag

Auf den Punkt gebracht

Wie das Wetter an Weihnachten 2020 im Detail verlaufen wird, lässt sich zum derzeitigen Stand nicht sagen. Was sich aber sagen lässt, ist, dass die Grundvoraussetzungen in 2020 völlig andere und für Winterwetter besser geeignet sind, als in den Jahren zuvor.

In den kommenden Tagen aktualisieren wir unseren Wettertrend für Weihnachten in zunächst unregelmäßigen Abständen. Anfang Dezember erfolgen in regelmäßigen Abständen aktuelle Wettervorhersagen zum Wetter Weihnachten 2020.

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