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Wetteraussichten - Das Osterwetter zwischen Kälte Ei und Vollfrühling

| M. Hoffmann

Der erste Sommertag wurde gestern mit +24,3 Grad über Geroldsau (Baden-Württemberg) nur knapp verfehlt. In den kommenden Tagen ist jedoch erst einmal Schluss mit frühsommerlichen Temperaturen. Ein Trog sorgt im Zusammenspiel mit einem nach Westen ausweichenden Hoch für die Zufuhr polarer Luftmassen. Handelt es sich hierbei um einen nachhaltigen Wetterwechsel, der bis Ostern in eine völlig andere Richtung umschlagen und wieder für Regen sorgen kann, oder kippt das Wetter in den Vollfrühling?

Ein Kälte Ei zu Ostern, oder doch der Vollfrühling?
Ein Kälte Ei zu Ostern, oder doch der Vollfrühling?

Eine Kaltfront zieht heute von Nordost nach Südwest über Deutschland hinweg und trübt den Sonnenschein phasenweise ein. Mit Niederschlag ist jedoch nicht zu rechnen. Dafür gehen die Temperaturen über dem Nordosten mit +7 bis +12 Grad spürbar zurück, während über dem Westen und Südwesten mit +16 bis +22 Grad nochmals frühlingshafte Werte erreicht werden können. Spätestens zum Sonntag aber erreicht die kühle Luftmasse auch den Süden und sorgt über ganz Deutschland für Temperaturen von +6 bis +12 Grad (kühler über dem Osten, wärmer über dem Westen). Dazu gibt es nach einer teils frostigen Nacht viel Sonnenschein, welcher über den östlichen Landesteilen von Wolkenfeldern eingetrübt werden kann.

Böiger Nordwind und allmählich ansteigende Temperaturen

Im gesamten Zeitraum von Montag bis Donnerstag liegt Deutschland zwischen den Fronten eines Hochdrucksystems über dem Westen und eines Troges über Osteuropa. Das dominierende System bleibt jedoch das Hochdruckgebiet. Die Grundströmung kommt mit einem böigen Wind aus nördlichen Richtungen und führt immer wieder Wolkenfelder über Deutschland hinweg, jedoch ohne Regen. Nach teils frostiger Nacht steigen die Temperaturen von Montag mit +10 bis +15 Grad bis Donnerstag auf frühlingshafte +14 bis +18 Grad an. Wer es genauer wissen möchte – Wetter April.

Das Hoch dominiert mit trockenen, sonnigen und allmählich ansteigenden Temperaturen das Wetter über Deutschland
Das Hoch dominiert mit trockenen, sonnigen und allmählich ansteigenden Temperaturen das Wetter über Deutschland © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Osterprognose – klare Signale für die Schlüsselszene

Wer bei uns die Wetterprognose schon eine Weile verfolgt, weiß, dass das Hoch auf dem Atlantik eine Schlüsselrolle für die Wetterentwicklung bis Ostern einnehmen wird. Entweder verweilt das Hoch auf dem Atlantik, oder es dehnt sich nach Mitteleuropa aus und verhilft dem Frühling so zum Durchbruch – dann wohl sehr zum Leidwesen all jener, die sehnlichst auf Regen hoffen.

Hochdruckaufbau Mitteleuropa – der Frühling startet vor Ostern durch

Ein klares Signal liefert heute die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells, das in den vergangenen 96 Stunden das Hoch stets auf dem Atlantik simulierte, während das europäische Prognosemodell das Hoch über Europa berechnete. Heute schwenkt das amerikanische Modell auf die Berechnung der Europäer - und damit auf unsere These - um. Das Hoch kippt nach Osten ab und verlagert sich zum Beginn der Osterferien am 11. April in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und dem Saarland nach Mitteleuropa.

Sommerwetter in den Osterferien? Möglich!

Das Hoch wölbt sich nach beiden Berechnungen bis zum 15. April weit nach Norden auf und wird links und rechts von Tiefdrucksystemen flankiert. Die Tiefdruckgebiete stützen das Hoch, und so entsteht zum Beginn der zweiten Aprildekade eine Omegawetterlage (Ω), die unter bestimmten Voraussetzungen nicht nur das Wetter über die Osterfeiertage, sondern auch bis Ende April dominieren kann. Kein Regen – was die Dürresituation weiter verschärfen wird.

Eine Schlüsselszene für die Wetterentwicklung bis Ostern
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Vorhersage-Modell: Eine Schlüsselszene für die Wetterentwicklung bis Ostern © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Kippmuster der Wetterlage – ein Kälte-Ei als Osterüberraschung?

Die Schlüsselszene mit dem Hoch zum 11. April scheint geklärt – dazu gleich noch mehr. Schaut man weiter in die Zukunft, so zeigt die Prognose des amerikanischen Wettermodells eine überraschende Kehrtwendung in der Wetterentwicklung bis Ostern.

Polarwirbel bricht vollständig zusammen

Das Hoch verlagert sich von Mitteleuropa bis Ostermontag weiter nach Osten, während auf dem Atlantik das nächste Hoch nach Norden strebt und die Frontalzone vollständig blockiert. Auf der anderen Seite dehnt sich zwischen Alaska und dem östlichen Sibirien ebenfalls eine markante Hochdruckzone aus und setzt dem Polarwirbel stark zu. Da ist kaum mehr etwas vom Polarwirbel übrig – mit potenziell gravierenden Folgen für die Osterprognose.

Warum? Die atlantische Frontalzone existiert nicht mehr, kommt auch nicht so schnell in Schwung und wird zudem vom aufkeilenden Hoch auf dem Atlantik blockiert. Da sich das eine Hochdruckzentrum jedoch nach Osten verabschiedet und das Hoch sich auf dem Atlantik erst noch ausbildet, entsteht über Mitteleuropa eine Lücke, in welche ein Trog nach Süden vordringt. Doch bevor der Abfluss kalter Luftmassen initialisiert werden kann, wird der Trog durch die Hochdruckzentren abgeschnürt.

Kaltlufttropfen mit quasistationärem Verhalten

Der Trog wandelt sich – pünktlich zu Ostern – in einen Kaltlufttropfen um und wabert im Bereich zwischen Skandinavien und Deutschland umher. Da der Kaltlufttropfen zwischen den Hochdrucksystemen gefangen bleibt, kommt es zu einem quasistationären Verhalten, was über Deutschland regional zu länger andauerndem Niederschlag führen kann. Die Temperaturen sacken in diesem Prozess auf +6 bis +12 Grad ab, und die Schneefallgrenze schwankt zwischen 1.000 und 1.500 Metern. Mancherorts müssten nach dieser Prognose die Ostereier im Schnee gesucht werden. Und ja, in den Nächten ist auch mit Frost zu rechnen.

Ein Kälte Ei zu Ostern?
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Ein Kälte Ei zu Ostern? © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Die wahrscheinliche Wetterentwicklung bis Ostern

Das Kälte-Ei zu Ostern ist zwar eine Möglichkeit, doch zum aktuellen Stand äußerst unwahrscheinlich. Das bestätigt der Vergleich des amerikanischen Wettermodells mit den Kontrollläufen: Die Amerikaner bilden vom 18. bis 21. April (Ostermontag) die mit Abstand kälteste Variante ab, wobei einige Kontrollläufe ebenfalls der kalten Variante zum Osterfest folgen. Einerlei – um noch einmal auf die Schlüsselszene der kommenden Woche zurückzukommen: Die Kontrollläufe reagieren deutlich und negieren im Zeitraum vom 11. bis 17. April sämtliche kalten Varianten. Das kommt selten vor, ist jedoch im Zusammenhang mit einer Hochdruckverlagerung über Mitteleuropa zu erwarten gewesen.

Die Temperaturanomalie liegt in der Zeit vor Ostern zwischen +4 und +7 Grad in einem extrem hohen Bereich, was im Mittelwert zu Temperaturen von +14 bis +18 Grad führen kann (Maximalwerte bis +24 Grad). Im Zeitraum vom 18. April bis Ostern sinkt das Temperaturniveau ab, normalisiert sich jedoch lediglich im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert, was einem Mittelwert von +10 bis +15 Grad entsprechen kann. Niederschlagssignale sind bis zum 16. April kaum vorhanden und auch darüber hinaus nur von äußerst schwacher Ausprägung. Regen bleibt – zumindest nach der aktuellen Prognose – weiterhin Mangelware.

Dazu passt die Langfristprognose des CFSv2-Modells, das den April über Deutschland sowie weite Teile Europas als extrem trocken simuliert. Die untere Skala des Möglichen ist auch heute wieder erreicht, sodass es nach dem März auch im April Landstriche geben kann, die – zumindest in der Simulation – ohne Regen auskommen müssen. Zu nass werden hingegen Portugal, Spanien sowie der östliche Mittelmeerraum berechnet. Die Temperaturanomalie wird mit +1,5 bis +2,5 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 als deutlich zu warm simuliert (91/20: –0,1 bis +1,4 Grad).

Die Clusteranalyse zeigt für den Zeitraum vom 7. bis 13. April im Vergleich zum Klimamittelwert von 2005 bis 2024 eine Wahrscheinlichkeit von 36 Prozent für normale Temperaturen und von 15 Prozent für ein zu warmes Temperaturspektrum. Die Wahrscheinlichkeit für zu kalte Varianten liegt bei 49 Prozent.

Für den Zeitraum vom 14. bis 20. April (Ostersonntag) zeigt sich ein anderer Trend: Die Wahrscheinlichkeit für zu kaltes Wetter bis Ostern beträgt 15 Prozent, für normales Wetter 22 Prozent und für zu warmes Wetter 63 Prozent. Die Niederschlagsprognose weist in diesem Zeitraum eine Wahrscheinlichkeit von 49 Prozent für trockenes, 28 Prozent für normales und 23 Prozent für zu nasses Wetter auf. Auch hier zeigt sich: Vieles ist in der Zeit vor Ostern an Wetterentwicklungen noch möglich, zu warmes Wetter ist wahrscheinlich und Niederschlag spielt eher eine untergeordnete Rolle. Schaun mer mal.

Die Hochdruckblase kommt, doch ob diese bis Ostern wird durchalten können, bleibt abzuwarten
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Hochdruckblase kommt, doch ob diese bis Ostern wird durchalten können, bleibt abzuwarten © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Statistische Betrachtung der letzten 20 Jahre
Ereignis Werte
Temperatur­spektrum 20. und 21. April +9 bis +23 Grad
Temperatur­mittelwert +15,2 Grad
Höchsttemperatur +29,7 Grad (21. April 2018)
Tiefsttemperatur -9,8 Grad (21. April 2017)
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