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Wettertrend Ostern: Zwischen Frühlingshoch und launischem Aprilwetter

| M. Hoffmann

Uns erreichen immer mehr Anfragen, wie das Wetter an Ostern werden wird. Die Osterfeiertage sind noch rund vier Wochen entfernt, und eine Detailprognose ist mit dem sich weiter zersetzenden Polarwirbel schlichtweg nicht möglich. Doch in diesem Jahr fallen die Feiertage auf den spätmöglichsten Termin (warmes Frühlingswetter?), und die Osterferien beginnen zwischen dem 4. und 11. April. Urlaub und Ferien sind der Hauptgrund für die vielen Anfragen. Wie also wird das Wetter vor und über Ostern?

Das Osterwetter - zwischen Frühling, Frühsommer und launischem Aprilwetter
Das Osterwetter - zwischen Frühling, Frühsommer und launischem Aprilwetter

Der März ist bislang extrem trocken und konnte sein Niederschlagssoll erst zu 11,3 Prozent erfüllen. Vielerorts herrscht eine Dürre sowie mittlere bis hohe Waldbrandgefahr vor.

Betrachtet man den Februar, so war auch dieser deutlich zu trocken. Auffällig in beiden Monaten war die Häufigkeit einer Ostwetterlage. Der Februar wies einen durchschnittlichen Luftdruck von 1025 hPa auf, der März von 1018 hPa. Dies ist ein erstes Indiz für das Osterwetter: Weite Teile von Februar und März waren hochdruckdominiert, was auf eine Erhaltungsneigung zurückzuführen ist. Diese Erhaltungsneigung könnte sich ohne Weiteres auch im April fortsetzen – wäre da nicht der sich zersetzende Polarwirbel, der eine Hochdruckwetterlage verstärken und so zu einer außergewöhnlichen Dürre führen oder das Wetter über Deutschland komplett auf den Kopf stellen kann.

Der Polarwirbel zersetzt sich von oben herab
Der Polarwirbel zersetzt sich von oben herab © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Polarwirbel mit fortschreitender Zersetzung

Die oben stehenden Wetterkarten zeigen den Stratosphärenwirbel, welcher auf dem linken Bild seit rund acht Tagen vollständig durch ein Hochdrucksystem ersetzt wurde. Das erkennt man auch auf dem rechten Bild an den Stratosphärenwinden, welche sich im Uhrzeigersinn von Ost nach West drehen. Anders formuliert: Der Stratosphärenwirbel existiert nicht mehr. Die Winde drehen sich in den oberen Schichten mit bis zu -98 km/h in die entgegengesetzte Richtung der unteren Schichten. Zudem steigt der Sonnenstand weiter an und setzt dem Polarwirbel weiter zu. Ihm wird allmählich die Grundlage entzogen, und der vollständige Zusammenbruch des Polarwirbels ist nur eine Frage der Zeit.

Wie wird das Wetter zum Beginn der Osterferien?

Die Osterferien beginnen in den meisten Bundesländern zwischen dem 4. und 11. April. Das ist exakt der Zeitraum, in dem sich mit einem zusammenbrechenden Polarwirbel launisches Aprilwetter einstellen kann. Das ist somit – nach der Statistik – das Erwartbare.

Schaut man sich die Prognosemodelle bis zum 4. April an, so folgen diese der Statistik nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall – die Erhaltungsneigung schlägt zu und lässt das Hoch über Mitteleuropa immer wieder von Neuem regenerieren. Die Niederschlagsleistung ist zwar vorhanden, doch überwiegt eine niederschlagsarme Witterung, was die Dürre – mit beginnendem Vegetationsschub – unter Umständen weiter verschärfen kann. Die Temperaturen pendeln sich mit +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad im frühlingshaften Bereich ein. Geht es nach der Prognose der Europäer, so können zum Beginn der Osterferien mit bis zu +22 Grad auch frühsommerliche Temperaturen erreicht werden.

Ein Erhalt der Hochdruckblase zum Beginn der Osterferien
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Vorhersage-Modell: Ein Erhalt der Hochdruckblase zum Beginn der Osterferien © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Hochdruckwetter bis Ostern?

Beeindruckend ist die Simulation der Amerikaner, welche ein stabiles Omegahoch (Ω) zwischen England, Skandinavien und Deutschland simulieren. Dieses Omegahoch hat das Potenzial, die weitere Wetterentwicklung bis zum 11. April mit einer ausgeprägten Erhaltungsneigung zu dominieren. Das trockene und phasenweise frühsommerliche Wetter könnte somit bis zum Beginn der zweiten Welle der Osterferien anhalten. Doch sollte man dieser Berechnung mit einem gesunden Maß an Skepsis begegnen. Deutlich besser geeignet ist der Blick auf die Randfaktoren.

Der NAO-Index, welcher das Verhältnis zwischen Azorenhoch und Islandtief widerspiegelt, weist bis weit in den April hinein eine positive Ausprägung mit Tendenz zur Neutralität auf. Ein Blockadehoch auf dem Atlantik ist mit einem positiven NAO-Index nicht möglich, was eine deutlich zu kalte Witterung in der ersten Aprildekade wenig wahrscheinlich macht. Eine neutrale Ausprägung würde hingegen sowohl warme Südwest- als auch frische Nordwestwetterlagen ermöglichen.

Der AO-Index, welcher – stark vereinfacht – den Zustand des Polarwirbels widerspiegelt, ist zunächst noch positiv und tendiert im weiteren Verlauf des Aprils in den neutralen bis negativen Bereich. Somit zeigt sich im erweiterten Trend bis zum Beginn der zweiten Aprildekade eine durchaus wechselhafte Wetterentwicklung, bei der sich der Mittelwert der Temperaturen in einem Spektrum von +12 bis +15 Grad bewegen kann. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert liegen diese Werte um +1 bis +3 Grad höher als üblich. Mit anderen Worten: Die erste Aprildekade wird mit hoher Wahrscheinlichkeit im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 bis 1990 zu warm ausfallen.

Ob aber – wie in der Prognose der Amerikaner – ein Betonhoch das Wetter über Deutschland dominieren wird, ist stark zu bezweifeln. Theoretisch ist das zwar möglich und wird auch im Mittelwert der Kontrollläufe bis zum 9. April teilweise berücksichtigt, doch zeigen sich auf dem Atlantik das markante Azorenhoch und über Russland das Kontinentalhoch – dazwischen bleibt eine Lücke, was über Deutschland, Österreich und der Schweiz einen hohen Entwicklungsspielraum zur Folge hat.

Wenig Niederschlag

Interessant ist in diesem Zusammenhang die ab dem 1. April nur noch schwache bis leicht erhöhte Niederschlagsentwicklung. Interpretiert man die Randfaktoren mit dem Mittelwert aller Kontrollläufe, so ergibt sich eine Wetterentwicklung, welche seit einigen Tagen immer wieder berechnet wird – eine Hochdruckwetterlage mit eingelagerten Störimpulsen.

Ein breites Entwicklungsspektrum bei nur schwach erhöhten Niederschlagssignalen
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Wettermodell: Ein breites Entwicklungsspektrum bei nur schwach erhöhten Niederschlagssignalen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Langfristprognose und was vom Osterwetter zu erwarten ist

Die Langfristprognose des CFSv2-Modells und die der Europäer berechnen für den April durchweg zu warmes Wetter. Die NASA bringt die Möglichkeit einer jahreszeittypischen Temperaturentwicklung ins Spiel. Keines der Langfristmodelle berechnet einen zu kalten April. Die Gemeinsamkeiten liegen in einer erhöhten Niederschlagswahrscheinlichkeit, was den April etwas zu nass ausfallen lassen kann. Sollte sich die erste Aprildekade als zu trocken erweisen, wird das in der zweiten und dritten Dekade nachgeholt. Geht es nach der Prognose der Langfristmodelle, so ist ein zu warmer und durchwachsener April zu erwarten.

In der Clusteranalyse zeigt sich für den Zeitraum vom 7. bis 13. April eine Wahrscheinlichkeit von 39 Prozent für ein normales und zu 44 Prozent für ein zu warmes Temperaturspektrum. Zu kalte Varianten haben eine Wahrscheinlichkeit von 17 Prozent.

Für den Zeitraum vom 14. bis 20. April (Ostersonntag) zeigt sich ein ähnlicher Trend. Die Wahrscheinlichkeit für zu kaltes Wetter liegt bei 17 Prozent, die für normales Wetter bei 41 Prozent und die für zu warmes Wetter bei 42 Prozent. Die Niederschlagsprognose weist in diesem Zeitraum eine Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent für trockenes, 38 Prozent für normales und 32 Prozent für zu nasses Wetter auf.

Bringt man das auf den Punkt, so ist ab dem 8. April ein zu warmes und unbeständiges Wetter im Moment die wahrscheinlichste Wetterentwicklung bis Ostern. Schaun mer mal.

Statistische Betrachtung der letzten 20 Jahre
Ereignis Werte
Temperatur­spektrum 20. und 21. April +9 bis +23 Grad
Temperatur­mittelwert +15,2 Grad
Höchsttemperatur +29,7 Grad (21. April 2018)
Tiefsttemperatur -9,8 Grad (21. April 2017)
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