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Osterwetter 2024: Zusammenbruch des Polarwirbels vor Ostern erwartet

| M. Hoffmann

Der Polarwirbel hat in Stratosphärenhöhe Anfang März ein Major-Warming erfahren, welches nun in den unteren Luftschichten zu wirken beginnt und in der Höhe in ein Final-Warming übergeht. Wird das Wetter an Ostern davon beeinflusst und welche Wetterentwicklungen sind möglich?

Instabiler Polarwirbel - welches Wetter ist über die Osterfeiertage zu erwarten?
Instabiler Polarwirbel - welches Wetter ist über die Osterfeiertage zu erwarten?

Das Wetter im März war in seiner ersten Dekade bisweilen zu warm und konnte frühlingshafte Akzente setzen und sorgte mit etwas Niederschlag auch für etwas Abwechslung. Zum aktuellen Stand ist der März im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Anomalie von +2,3 Grad deutlich zu warm (91/20: +1,2 Grad) und das Niederschlagssoll konnte zu 7 Prozent erfüllt werden.

Keine alltägliche Wetterentwicklung

Der Sonnenschein trübt sich bereits ein, was einem schwachen Tiefdrucksystem geschuldet, welches ein Hochdrucksystem über Skandinavien an seinem südlichen Gradienten unterwandert und für etwas Niederschlag sorgen wird - wo der Niederschlagsschwerpunkt jedoch liegen wird, ist nach wie vor unklar und wird sich erst im sogenannten Nowcastbereich zeigen. Ab der Wochenmitte dreht die unter einer hochdruckdominierten Grundströmung auf Südwest und lässt die Temperaturen mit +12 bis +16 Grad und örtlich mit bis +18 oder gar +20 Grad in den frühlingshaften Bereich ansteigen - ideale Grundvoraussetzungen für den Durchbruch des Frühlings bis Ostern?

Nach einer schwachen Störung, setzt sich über Deutschland eine frühlingshaft warme Südwestwetterlage durch
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Nach einer schwachen Störung, setzt sich über Deutschland eine frühlingshaft warme Südwestwetterlage durch © www.meteociel.fr

Phase 5: Final-Warming in Stratosphärenhöhe

In der Stratosphäre gab es am 19. Februar ein erstes Major-Warming, gefolgt von weiteren Einschlägen und einem kräftigeren Warming Anfang März, was die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe von +35 km/h auf -40 km/h hat drehen lassen. Infolge daraus hat sich die Grundströmung von West-Ost auf Ost-West gedreht und der obere Teil des Polarwirbels dreht sich seit Anfang März in eine andere Richtung, wie der untere Teil. Beide Teile des Polarwirbels arbeiten sozusagen nicht mehr miteinander, sondern gegeneinander.

Aktuell kommt es zu einem weiteren Warming, welches seinen Höhepunkt zum 11. März erreicht haben wird. Die Winde in Stratosphärenhöhe betragen aktuell -36 km/h und sinken bis zum 15. März auf ein Minimum von -72 km/h ab. Das ist ungewöhnlich heftig und bestätigt ein sogenanntes Final-Warming in Stratosphärenhöhe - der Anfang vom Ende des winterlichen Polarwirbels.

Hinzukommt, dass keiner der Kontrollläufe mehr eine Regenerierung de Stratosphärenwirbels berechnet und die Windgeschwindigkeiten bleiben mit einem Spektrum vom -36 bis -10 km/h bis kurz vor Ostern im negativen Bereich. Der Polarwirbel wird von oben herab zersetzt, was auch Auswirkungen auf das Wetter an Ostern haben wird.

Ein weiteres Warming in Stratosphärenhöhe mit Höhepunkt zum 15. März. Ein vollständiges Final-Warming ist bis kurz vor Ostern anzunehmen
Wetterprognose nach dem europäischen und amerikanischen Vorhersage-Modell: Ein weiteres Warming in Stratosphärenhöhe mit Höhepunkt zum 15. März. Ein vollständiges Final-Warming ist bis kurz vor Ostern anzunehmen © www.meteociel.fr

Vollfrühling oder Spätwinter an Ostern - welche Auswirkungen sind möglich?

Die Vorhersage-Modelle reagieren unterschiedlich heftig auf die Veränderungen des Polarwirbels. Die Europäer berechnen mittlerweile ebenfalls ein Polarwirbelsplit bis zum 20. März, der sich jedoch in einem Bereich zwischen Alaska und dem östlichen Sibirien abspielt. Der Polarwirbel selbst zentralisiert sich in einem Bereich zwischen Kanada und der Barentssee. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen somit in einer Vorderseitenanströmung der atlantische Frontalzone, bei der frühlingshafte Temperaturen bei einem leicht unbeständigen Wettercharakter eine Rolle spielen können.

Die Wetterprognose der Amerikaner bestätigt heute erneut einen Ansatz eines Polarwirbelsplits, der sich gleich von mehreren Seiten vollzieht und bis zum 20. März ein Tripolcluster provozieren kann. Ein Teil des Polarwirbels dreht über Kanada und Grönland, ein weiterer über der Barentssee und Skandinavien und ein dritter über den Aleuten seine Runden. Die Räume dazwischen werden von Hochdrucksystem gefüllt.

Der Polarwirbel wird auseinandergenommen

Die Prognose der Amerikaner reicht bis kurz vor Ostern und lässt die Hochdruckdynamik über Mitteleuropa weiter ansteigen, während die Cluster des Polarwirbels über Kanada, der Barentssee und den Aleuten nahezu ortstreu bleiben.

Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen im Einflussbereich einer stabilen Hochdruckwetterlage, was bis Ostern die Temperaturen mit +14 bis +18 Grad und örtlich bis +20 Grad in den Bereich des Vollfrühlings ansteigen lässt. Mit nennenswertem Niederschlag ist erst einmal nicht zu rechnen.

Der Polarwirbel steht vor Ostern vor dem Zusammenbruch
Die Wetterprognose des europäischen und amerikanischen Wettermodells: Ein Polarwirbelsplit bahnt sich an © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Spätwinterliche Wetterereignisse - Ostereiersuche im Schnee?

Der Ostersonntag ist am 31. März und der Ostermontag am 1. April 2024 und exakt dieser Zeitraum ist in manchen Jahren gut für eine Ostereiersuche im Schnee geeignet, wenn eben der Polarwirbel seinem Finale entgegenstrebt und auf diese Art und Weise noch für Turbulenzen und Kaltluftdurchbrüche sorgen kann.

Was möglich ist

Neben einem Frühlingshoch gibt es über Ostern auch die Möglichkeit eines Arctic Outbreaks oder einer vollständig gestörten Zirkulation. Es gibt gegenwärtig eine Vielzahl an Kontrollläufen, welche spektakuläre Wetterentwicklungen berechnen. Wir haben einmal drei davon gegenübergestellt, welche auch das Potential von winterlichen Wetterentwicklungen bis auf tiefere Lagen herab haben.

Ein völlig desolater Zustand des Polarwirbels mit möglichem Arctic Outbreak kurz vor Ostern
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Ein vollkommen desolater Zustand des Polarwirbels mit möglichem Arctic Outbreak kurz vor Ostern © www.meteociel.fr

Was wahrscheinlich ist

Doch nicht immer, was möglich ist, ist auch wahrscheinlich. Die Temperaturentwicklung der Tage bis zum 18. März ist von einer positiven Anomalie geprägt und wird mit einer Differenz von +2 bis +4 Grad über dem vieljährigen Mittelwert liegen. Und ja, damit wird der März mit einer hohen Wahrscheinlichkeit am Ende um +2,8 bis +3,8 Grad zu warm ausfallen können. In Zeitraum bis Ostern geht die Temperaturkurve nach unten, bleibt jedoch im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +1 bis +2 Grad zu hoch.

Spätwinterliches Osterwetter? Damit der Spätwinter eine Rolle spielen kann, sollte die Temperatur in 1.500 Meter Höhe bei rund -10 Grad liegen. Zum aktuellen Stand schwanken die Höhenwerte um die +8 Grad, gehen bis zum 17. März auf +6 Grad zurück und pendeln sich kurz vor dem Osterfest auf +2 Grad ein - weit weg vom Spätwinter.

Die Niederschlagsprognose

Die Niederschlagssignale bewegen sich auf einem schwachen bis leicht erhöhtem Niveau und können in den Zeiträumen vom 11. bis 12. März, vom 16. bis 17. März für nennenswerten Niederschlag sorgen. Sonst zeichnet sich eine bis Ostern verbreitet trockene Witterung ab. Die höhere Wahrscheinlichkeit liegt in einer hochdruckdominierten Wetterentwicklung, welche vor und auch über die Osterfeiertage anhalten kann. Schaun mer mal.

Trotz eines instabilen Polarwirbels, liegt Deutschland im Einflussbereich eines Hochdrucksystems
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Trotz eines instabilen Polarwirbels, liegt Deutschland im Einflussbereich eines Hochdrucksystems © www.meteociel.fr

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