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Wetter Ostern 2023: Arctic Outbreak oder Frühling - wer setzt sich durch?

| M. Hoffmann

Frühlingshaft warmes mit mancherorts frühsommerlichen Temperaturen. Zum Wochenende erfolgt ein markanter Temperatursturz, der zum Start in die neue Woche mit einem Schwall arktischer Luftmassen über Deutschland Schneeschauer und Graupelgewitter ermöglichen kann. Was bedeutet dieser Wetterumschwung für das Wetter an Ostern 2023?

Polarwirbel in Unruhe - kaltes Osterwetter?
Polarwirbel in Unruhe - kaltes Osterwetter?

Für gewöhnlich ist die Zeit vom 20. März bis 10. April berühmt und berüchtigt für seine turbulenten Kapriolen - auch unter dem Namen Aprilwetter bekannt. Der Grund ist der Polarwirbel, der seinem winterlichen Finale entgegenstrebt. Zudem erwärmen sich die Landmassen mit steigendem Sonnenstand und den länger werdenden Tagen schneller als die Wassermassen und so entstehen teils kuriose Wetterlagen.

Vom Frühsommer in den Spätwinter

Die atlantische Frontalzone nimmt Kurs auf Mitteleuropa und befördert auf ihrer Vorderseite ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen auf +12 bis +16 Grad und heute über dem Süden auf +20 Grad und mehr ansteigen lassen kann. Zum Wochenende dehnen sich die Ausläufer der Frontalzone weiter nach Osten aus und erreichen Deutschland. Der Wind intensiviert sich und kann über tieferen Lagen für stürmische Windböen sorgen. Über exponierten Lagen und den Küsten sind schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen. Hinzu kommen zeitweilige Schauer und örtliche Gewitter. Zum Start in die neue Woche zieht das Sturmtief nach Osten ab und Deutschland gelangt in eine Rückseitenströmung. Der weiterhin ruppige Wind dreht auf nördliche Richtungen und sorgt für einen Temperatursturz auf +4 bis +8 Grad. Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer sind zum Start in die neue Woche nicht auszuschließen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März.

Die atlantische Frontalzone erreicht Deutschland - Wind, Sturm, Regen und ein Temperatursturz sind die Folgen
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und europäischen (re.) Vorhersage-Modell: Die atlantische Frontalzone erreicht Deutschland - Wind, Sturm, Regen und ein Temperatursturz sind die Folgen
© www.meteociel.fr

Wetter Ostern: Der Countdown läuft

Kaltlufteinbrüche sind Ende März und Anfang April etwas völlig Normales - man erinnere nur an den April 2022, als es oberhalb etwa 300 Meter noch einmal eine Schneedecke von bis zu 20 cm zu bestaunen gab. Doch sind diese Kaltluftdurchbrüche nicht von langer Dauer und da Ostern 2023 im Zeitraum vom 9. und 10. April stattfindet, stehen die Chancen für eine frühlingshaft warme Witterung gut - oder? Wir haben uns das einmal näher angeschaut.

Polarhoch über Grönland und Kanada ist von entscheidender Bedeutung

Noch einmal ein kurzer Blick auf die obenstehenden Wetterkarten. Man erkennt das Polarhoch im Bereich von Kanada und Grönland, welches im eigentlichen Sinne nicht weiter von Bedeutung für das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz ist. Doch kann sich das Azorenhoch nach Norden ausdehnen und auf dem Atlantik die Frontalzone vollständig blockieren. Da sich der Polarwirbel im Bereich vom östlichen Sibirien, der Karasee und Barentssee festigt, kommt es in Kombination dieser Wettersysteme zu einer nördlichen Anströmung der Luftmassen. Wenn man so will - ein Arctic Outbreak Ende März.

Hält sich das Blockadehoch?

Wenn man wissen will, wie sich das Wetter bis Ostern entwickeln wird, muss man die Blockadehaltung des Hochdrucksystems analysieren.

Geht es nach der Wetterprognose des europäischen Wettermodells, so kann sich das Blockadehoch zwar nicht lange behaupten, doch positioniert sich das Azorenhoch weit nördlich und lässt die Tiefdruckdynamik an seinen östlichen Gradienten nach Südosten abrutschen. Über Deutschland, Österreich und der Schweiz hat das bis Anfang April eine windige und eher nasskalte Nordwestwetterlage zur Folge. Ein Hoch westlich von Europa ist für den - nachhaltigen - Durchbruch des Frühlings in den meisten Fällen hinderlich.

Nasskaltes Aprilwetter
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Nasskaltes Aprilwetter
© www.meteociel.fr

Kaltes Wetter bis Ostern?

Die Wettervorhersage der Amerikaner geht in eine ähnliche Richtung. Das Azorenhoch verliert seine Verbindung in Richtungen Grönland, doch gelingt es dem Hoch sich auf dem Atlantik zu positionieren und sich gegen die atlantische Frontalzone zu behaupten.

Weitere Kaltluftdurchbrüche

Im Zeitraum vom 1. bis 7. April festigt das Azorenhoch seine Position im Bereich von Island, England und den Azoren. Die atlantische Frontalzone wird zunächst blockiert und weicht ab dem 4. April weiter nach Norden aus und strebt von Grönland - über das europäische Nordmeer - in Richtung Skandinavien. Dort angekommen, gehen die Tiefdrucksysteme eine Verbindung mit dem Polarwirbel über der Barentssee ein.

Diese Großwetterlage ist somit prädestiniert, um die erste April-Dekade und damit den Zeitraum um und auch über Ostern zu kalt ausfallen zu lassen.

Wie kalt kann es werden?

Die Europäer und die Amerikaner berechnen für den 1. April Höchstwerte von +4 bis +8 Grad und über dem Westen und Südwesten örtlich bis +12 Grad. Bis zum 7. April pendelt sich das Temperaturspektrum auf +5 bis +10 Grad ein und kann mit einer längeren Sonnenscheindauer bis +12 Grad möglich machen. Dort aber, wo es länger andauernd regnet, können die Temperaturen mit +2 bis +6 Grad weiterhin im nasskalten Bereich verharren. Frühling sieht anders aus, zumal sich in Lagen oberhalb etwa 1.000 bis 1.500 Meter Höhe eine ordentliche Neuschneedecke ausbilden kann. Kurzzeitig ist auch darunter mit der Ausbildung einer Schneedecke zu rechnen - Nachtfrost ist bei dieser Konstellation sehr wahrscheinlich.

Das turbulente Wetter hält bis Ostern an
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Das turbulente Wetter hält bis Ostern an
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Was ist dran, am kalten Osterwetter?

Abwarten - die Wetterlage stellt sich am Wochenende um. Der Wind nimmt an Intensität zu und wird für stürmische Windböen sorgen können. Nachfolgend gelangen kalte Luftmassen aus nördlichen Richtungen nach Deutschland und lassen die Schneefallgrenze bis auf die mittleren Lagen absinken, sodass oberhalb etwa 600 bis 900 Meter mit der Ausbildung einer Schneedecke gerechnet werden kann. Über tieferen Lagen sind spätwinterliche Wettererscheinungen nicht auszuschließen. Soweit das Erwartbare, was auch von den Kontrollläufen gestützt wird.

Temperatursprung

Abwarten auch deshalb, da die Wetterprognose der Kontrollläufe völlig konträr zu der des amerikanischen und europäischen Wettermodells ist. Die Kontrollläufe berechnen bereits zum 29. März einen markanten Temperatursprung von bis zu 12 Grad. Mit anderen Worten normalisiert sich das Temperaturniveau über dem Norden von Deutschland und ist über dem Süden, Osten und Westen mit einer Differenz gegenüber dem Mittelwert von 1961 und 1990 um +1 bis +2 Grad zu warm (91/20: -0,6 bis +0,4 Grad).

Das Temperaturspektrum schwankt zwischen +9 und +14 Grad und stellt damit klar, dass es sich bei den Berechnungen der Amerikaner und der Europäer um kalte Ausreißer handelt. Da diese Berechnungen dennoch plausibel sind, sollte man den Durchbruch kalter Luftmassen polaren Ursprungs nicht außer Acht lassen.

Keine stabile Wetterlage

Im Zeitraum vom 25. bis 27. März zeigen sich in der Niederschlagsprognose der Kontrollläufen kräftige Niederschlagssignale, die vom 29. bis 31. März nachlassen (Rückseite). Vom 1. bis 5. April steigt die Niederschlagsaktivität erneut an und lässt bis zum 7. April nach. Die Chancen auf eine Wetterberuhigung zu Ostern steigt damit an und entspricht somit dem Durchschnitt.

Ostern 2023 findet am 9. und 10. April statt. Schaut man sich die Statistik der letzten 20 Jahre an, so gab es an diesen Tagen eine durchschnittliche Tagestemperatur von rund +13 Grad.

In der Niederschlagsbilanz blieb es in diesem Zeitraum zu 70 Prozent trocken und in 30 Prozent der Fälle gab es Regen. Aus statistischer Sicht zeigt sich eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein trockenes Osterfest, wobei sich das Wetter nicht an die Statistik hält.

Statistische Betrachtung der letzten 20 Jahre
Ereignis Werte
Temperatur­spektrum 9. und 10. April +8 bis +26 Grad
Temperatur­mittelwert +13,1 Grad
Höchsttemperatur +26,2 Grad (10. April 2009)
Tiefsttemperatur -9,0 Grad (10. April 2003)
Viele Mögliche Wetterentwicklungen sind bis Ostern möglich - abwarten ist angesagt
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Viele Mögliche Wetterentwicklungen sind bis Ostern möglich - abwarten ist angesagt
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
27. März +2 bis
+12 Grad
+6 bis
+8 Grad
31. März +4 bis
+20 Grad
+11 bis
+13 Grad
5. April +3 bis
+20 Grad
+9 bis
+11 Grad
Diagramm Temperaturen April 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe April 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Langfristprognose April

Betrachtet man den Wettertrend des Langfristmodells, so wird der April mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad im Vergleich zu 1961 und 1990 zu warm berechnet. Im Vergleich zum - wärmeren - Mittelwert von 1991 und 2020 liegt die Differenz zwischen -0,6 und +0,4 Grad. Die Niederschlagsentwicklung liegt tendenziell im leicht zu trockenem Bereich. Sollte der April zu kalt starten, so kommt es nach dem Langfristmodell zu einer Aufholjagd der Temperaturen, wobei Ostern der passende Zeitraum dafür wäre - schaun mer mal.

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