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Wettertrend - Ostereiersuche im Schnee oder doch die markante Kehrtwende?

| M. Hoffmann

Der Polarwirbel hat in Stratosphärenhöhe in der letzten Februar-Dekade ein sog. Major-Warming erfahren, welches zu einem Displacement des Polarwirbels in den unteren Luftschichten geführt hat und nun auch das Wetter an Ostern mit beeinflussen kann - was ist zu erwarten?

Welches Wetter ist an Ostern 2023 zu erwarten?
Welches Wetter ist an Ostern 2023 zu erwarten?

Das Wetter im März war bisweilen erfrischend und sorgte für zeitweiligen Niederschlag. Zum aktuellen Stand ist der März im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Abweichung von +0,3 Grad weitgehend normal und in der Niederschlagstätigkeit zeichnet sich mit einer Sollerfüllung von 83 Prozent eine leicht positive Tendenz ab - auch wenn der Südosten und der Norden bisweilen deutlich zu trocken abgeschnitten haben.

Ungewöhnliche Warmluftzufuhr

Bereits am Freitag konnten die Temperaturen verbreitet in Richtung der +20 Grad-Marke streben und auch in den kommenden Tagen ist mit frühlingshaften Temperaturen zu rechnen, die sich noch bis zum 24. März behaupten können. Was folgt, ist eine Korrektur der viel zu hohen Temperaturen. Teils mit viel Wind und Sturm, teils aber auch mit kräftigem Regen und örtlichen Gewitter. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März.

Die atlantische Frontalzone greift auf Deutschland über und sorgt mit zeitweiligem Niederschlag und stürmischen Winden für eine Temperaturkorrektur
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und europäischen (re.) Vorhersage-Modell: Die atlantische Frontalzone greift auf Deutschland über und sorgt mit zeitweiligem Niederschlag und stürmischen Winden für eine Temperaturkorrektur
© www.meteociel.fr

Wie wird das Wetter Ostern?

Schaut man sich die beiden obenstehenden Wetterkarten noch einmal genauer an, so erkennt man das Displacement des Polarwirbels. Der aktive Teil des Polarwirbels befindet sich im Bereich vom östlichen Sibirien und erstreckt sich über die Karasee bis zur Barentssee - immer im Bestreben, nach Süden auszutrogen.

Polarhoch über Kanada

Der Konterpart des Polarwirbels liegt über Kanada und dehnt sich phasenweise bis über Alaska und Grönland aus. Und da sich Hochdrucksysteme im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden abgeleitet. Im aktuellen Fall geschieht das im Bereich vom europäischen Nordmeer, Island und England.

Kräftige Tiefdruckdynamik

Dort angekommen, treffen die kalten Luftmassen auf den warmen Atlantik und sorgen so für eine entsprechend hohe Tiefdruckaktivität, welche Deutschland, Österreich und die Schweiz im Verlauf der zweiten Wochenhälfte zu spüren bekommt.

Was aber hat das mit dem Wetter an Ostern zu tun? Ganz einfach, es werden Grundsteine gelegt, die auch das Wetter bis zum 9. und 10. April (Ostersonntag und Ostermontag) noch beeinflussen können.

Polarwirbelsplit - Aprilwetter mit Schneefall über Deutschland

Markant waren in den letzten Tagen stets die Vorhersagen der Amerikaner, welche stets einen Kaltluftausbruch favorisierten und mit einem Arctic Outbreak noch verstärkten.

In der aktuellen Wetterprognose gibt es gleich zwei verstärkende Faktoren, welche auf einen Dämpfer des Frühlings hindeuten und eine Ostereiersuche im Schnee - zumindest als These - ins Spiel bringt. Das Hoch über Kanada zentralisiert sich zum 1. April im Bereich von Alaska und Grönland und dehnt sich auf dem Atlantik weit nach Süden aus. Die atlantische Frontalzone wird vollständig blockiert und der Hochdruckkeil sorgt für eine markant meridional verlaufende Grundströmung. Auf der anderen Seite zentralisiert sich der Polarwirbel im Bereich der Karasee und dehnt sich mithilfe des Hochdrucksystems weit nach Süden aus.

Phasenweise gelingt der Vorstoß polarer Luftmassen bis nach Deutschland. Die Temperaturen erreichen am 1. April gerade noch +4 bis +8 Grad, was - dank der Höhenkälte - für Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab sorgen kann. In Lagen oberhalb etwa 600 bis 800 Meter stellt sich Dauerfrost ein und in den Nächten ist mit Frost zu rechnen.

Polarwirbelsplit kurz vor Ostern mit Schnee- und Graupelschauern bis auf das Flachland herab
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Polarwirbelsplit kurz vor Ostern mit Schnee- und Graupelschauern bis auf das Flachland herab
© www.meteociel.fr

Die Reaktivierung der atlantische Frontalzone

Die Wetterprognose der Amerikaner ist - wie in den letzten Tagen auch - ein Spezialfall und sollte weiter beobachtet werden, lassen wir aber einmal aufgrund der höheren Wahrscheinlichkeit für klassisches Aprilwetter einmal so stehen.

Eine andere - markante - Umstellung der Großwetterlage zeichnet sich im Wettertrend der Europäer ab, die ebenfalls einen kuriosen Verlauf hat.

Das Hoch über Kanada beginnt sich bis zum 27. März in Richtung Grönland zu verlagern und ermöglicht so den Spielraum, Hinterrücks die kalten Luftmassen vom östlichen Sibirien über die Aleuten in Richtung Alaska zu eröffnen. In diesem Prozess wird der Polarwirbel nach und nach in Richtung Alaska und Kanada transferiert. Verstärkt wird dieser Prozess durch eine Veränderung der Hochdruckachse, die sich Anfang April im Bereich vom östlichen Kanada über Grönland bis zur Karasee ausdehnt.

Wind, Sturm und Regen

Was folgt, ist eine durch das Hoch reaktivierte Zonalisierung auf eine spektakuläre Art und Weise. Ein Tief nach dem anderen erreicht Deutschland, Österreich und die Schweiz Ende März und Anfang April. Die Temperaturen pendeln sich auf +8 bis +12 Grad ein und können mit einer entsprechenden Sonnenscheindauer bis +14 Grad möglich machen, wobei nach dieser Wettervorhersage nicht mit viel Sonnenschein gerechnet werden kann. Dafür aber mit einer erhöhten Windaktivität, was Starkwindereignisse nicht ausschließen lässt.

Auf kuriose Art und Weise gelingt die Reaktivierung der atlantische Frontalzone
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Auf kuriose Art und Weise gelingt die Reaktivierung der atlantische Frontalzone
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Was vom Wetter an Ostern zu erwarten ist

Die Großwetterlage stellt sich in den letzten März-Tagen bis Anfang April um. Diesen Wettertrend konnte man in den letzten Tagen beobachten und hat sich mittlerweile von den Kontrollläufen bestätigen lassen.

Typisches Aprilwetter

Doch auch wenn die Konstellation der Großwetterlage hervorragend für einen Kaltluftausbruch bis nach Deutschland geeignet ist, so bildet die Wetterprognose der Amerikaner im Vergleich zu den Kontrollläufen die mit Abstand kälteste Variante ab. Möglich ja, wahrscheinlicher aber ist eine andere Wetterentwicklung.

Zum einen wird die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik verstärkt und zum anderen dehnen sich kalte Luftmassen nach Süden aus, welche Skandinavien aller Voraussicht nach nicht überwinden werden. Was folgt, ist lediglich ein Vorstoß kalter Luftmassen in der Höhe, der Norddeutschland erreichen kann. Man sieht das deutlich am Temperaturtrend der Kontrollläufe in 1.500 Meter Höhe.

Die Höhenwerte pendeln sich Anfang April über dem Norden auf ein Niveau von -2 bis -4 Grad ein und an diesem Niveau ändert sich bis kurz vor Ostern erst einmal wenig. Weiter nach Süden schwanken die Höhenwerte im Bereich von +0 bis +2 Grad und sind im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert als etwas zu warm einzustufen. Im Schnitt aber ergibt sich daraus über tieferen Lagen bei Temperaturen von +7 bis +12 Grad ein typisches Aprilwetter vor Ostern, bei dem auch Graupelschauer über dem Norden eine Rolle spielen können.

Der Frühling bekommt Anfang April einen ordentlichen Dämpfer verpasst, der sich noch bis Ostern hinziehen kann
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Frühling bekommt Anfang April einen ordentlichen Dämpfer verpasst, der sich noch bis Ostern hinziehen kann
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Gemäßigtes Wetter an Ostern mit ansteigendem Temperaturtrend

Ostern 2023 findet am 9. und 10. April statt. Schaut man sich die Statistik der letzten 20 Jahre an, so gab es an diesen Tagen eine durchschnittliche Tagestemperatur von rund +13 Grad.

Statistische Betrachtung der letzten 20 Jahre
Ereignis Werte
Temperatur­spektrum 9. und 10. April +8 bis +26 Grad
Temperatur­mittelwert +13,1 Grad
Höchsttemperatur +26,2 Grad (10. April 2009)
Tiefsttemperatur -9,0 Grad (10. April 2003)

In der Niederschlagsbilanz blieb es in diesem Zeitraum zu 70 Prozent trocken und in 30 Prozent der Fälle gab es Regen. Aus statistischer Sicht zeigt sich eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein trockenes Osterfest, wobei sich das Wetter nicht an die Statistik hält.

Betrachtet man den Langfristtrend, so wird der April mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad und im Trend von bis +2,5 Grad im Vergleich zu 1961 und 1990 deutlich zu warm berechnet. Im Vergleich zum - wärmeren - Mittelwert von 1991 und 2020 liegt die Differenz zwischen -0,6 und +0,9 Grad. Die Niederschlagsentwicklung liegt tendenziell im leicht zu trockenem Bereich.

Ein normales Osterfest

Im Detail bleibt abzuwarten, wie sich die Großwetterlage im März und Anfang April wird tatsächlich entwickeln können, doch zum aktuellen Stand deutet heute erneut vieles darauf hin, dass der Frühling Anfang April einen Dämpfer erfahren wird. Da die Langfristprognose aber einen deutlich zu warmen April berechnet, muss irgendwann die Warmluftadvektion stattfinden und es würde nicht verwundern, wenn das über Ostern der Fall sein wird. Schaun mer mal, was der Polarwirbel in den kommenden Tagen so alles anstellen wird.

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