Skip to main content

Wettertrend Ostern: Vom Polarwirbelsplit und Aprilwetter bis zum Frühling und einer Westwetterlage

| M. Hoffmann
Der Vollfrühling an Ostern?

Der März ist erheblich zu trocken. Der Grund hierfür ist ein Hoch über Europa, was in den kommenden Tagen den Frühling nach Deutschland führen wird. Gleichzeitig findet in Stratosphärenhöhe eine Veränderung statt, die nicht nur das Wetter im April, sondern auch an Ostern 2022 beeinflussen kann.

Trockenheit. Zwar gab es in den letzten Tagen immer wieder einmal ein paar Regentropfen zu beobachten, doch reichte das nicht einmal annähernd aus, um das Defizit aus dem Weg zu räumen. Aktuell hat der März sein Niederschlagssoll erst zu 12,4 Prozent erreichen können und ist damit weiterhin auf Rekordkurs.

Ungewöhnliche Hochdruckdominanz

In der kommenden Woche wird sich mit einem anhaltend dominanten Hoch die Trockenheit nicht entspannen und mit ungehemmtem Sonnenschein eher noch verschärfen können. Zumal vielerorts die Temperaturen Werte erreicht haben, was die Vegetation zum Austreiben bringt und da in der kommenden Woche Temperaturen von +14 bis +18 Grad und örtlich bis +20 Grad möglich sind, wird sich der Frühling über die Fläche ausdehnen können. Regen wird also dringend benötigt.

Deutschland wird weiterhin von einem Hochdrucksystem dominiert
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Deutschland wird weiterhin von einem Hochdrucksystem dominiert © www.meteociel.fr

Markanter Wetterumschwung?

Was man in den obenstehenden Wetterkarten - beider Vorhersage-Modelle - erkennen kann, ist die Verlagerung des Polarwirbels in Richtung der Barents- und Karasee. Damit wird die These der letzten Tage bestätigt. Zeitgleich wird die Hochdruckverbindung über Russland bis nach China gekappt und das Hoch verlagert seinen Kern bis zum 25. März zwischen England, Deutschland und Frankreich.

Zwei Möglichkeiten

Entscheidend wird nun sein, ob sich das Hoch auf dem Atlantik als Blockadehoch positionieren kann, oder ob das Hoch vom sich verlagernden Polarwirbel nach Osten mitgezogen wird. Die Wetterprognose der Europäer ist da in den letzten 48 Stunden klar und eindeutig eingestellt.

Displacement des Polarwirbels

Das Hoch dehnt sich nach den Europäern nicht nur nach Westen auf den Atlantik aus und agiert gegenüber der atlantische Frontalzone als Blockadehoch, nein, es strebt in den Polarwirbel hinein vor und geht eine Querverbindung zum Hoch über Alaska ein.

Aprilwetter

Auf der anderen Seite zentralisiert sich der Polarwirbel zwischen der Barents- und der Karasee und dehnt sich seinerseits bis über das östliche Sibirien aus. Schaut man sich das genauer an, so handelt es sich um ein sog. Displacement des Polarwirbels, der in diesem Fall eine Verschiebung erfährt. Dieses Phänomen hatten wir bereits gestern näher erläutert (Wettertrend: Polarwirbel in Unruhe - Markanter Wetterwechsel mit Kaltlufteinbruch). Die heutige Bestätigung der Berechnungen zeigt eine höhere Relevanz dieser Wetterentwicklung und da sich Hochdrucksysteme im und Tiefdruckgebiete gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden aus nördlichen Richtungen kalte Luftassen nach Süden geführt. Die Temperaturen gehen über Deutschland auf +0 bis +5 Grad zurück und mithilfe der Höhenkälte sind Anfang April Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab möglich.

Ein Displacement des Polarwirbels
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Deutschland wird weiterhin von einem Hochdrucksystem dominiert © www.meteociel.fr

Zwischenlösung

Die zweite Variante zeigt sich in der Wetterprognose der Amerikaner. Dem Hoch gelingt es nicht, sich auf dem Atlantik zu positionieren und zu festigen. Stattdessen zieht die Verlagerung des Polarwirbels das Hoch mit sich mit.

Das letzte Aufbäumen des Hochdrucksystems

Und so ändert sich bis Ende März nichts. Das Hoch bleibt omnipräsent und leitet sämtliche Wetteraktivität an Deutschland vorbei. Doch ist die Tiefdruckdynamik über der Barentssee unnachgiebig und drückt Anfang April mächtig nach Süden.

Dem Hoch bleibt gar nichts anderes übrig, als doch noch den Rückzug auf den Atlantik anzustreben. Über Deutschland nimmt mit Beginn des Aprils die Niederschlagstätigkeit zu und aus nördlichen Richtungen gelangen kühlere Luftmassen nach Süden, was über dem Norden bei Tageswerten von +4 bis +8 Grad dem Frühling einen ordentlichen Dämpfer verpassen kann. Ob die kühlen Luftmassen auch die Südhälfte erreichen, bleibt indes abzuwarten.

Nachhaltiger Wetterwechsel bis Ostern

Es lässt sich im Wettertrend der Amerikaner noch etwas anderes beobachten. Das Hoch dehnt sich nicht nur auf den Atlantik aus, es strebt auch nach Norden in den Polarwirbel hinein und wird relativ zügig an seinem südlichen Gradienten von der atlantische Frontalzone unterwandert.

Von nasskalt auf Frühsommer

Nach und nach gewinnt die atlantische Frontalzone ihren Einflussbereich zurück und strebt ihrerseits in Richtung Europa. Das Strömungsmuster zonalisiert und mithilfe einer kräftigen Südwestströmung werden warme und feuchte Luftmassen nach Deutschland geführt. Die Temperaturen steigen nach einem nasskalten Start in den April bis zum 5. April auf +17 bis +23 Grad an. Temperaturen von mehr als +20 Grad gelten als frühsommerlich.

Das Hoch strebt zu weit in den Polarwirbel hinein vor und wird von der atlantische Frontalzone unterwandert
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Das Hoch strebt zu weit in den Polarwirbel hinein vor und wird von der atlantische Frontalzone unterwandert © www.meteociel.fr

Major-Warming in Stratosphärenhöhe: ein nachhaltiger Störimpuls

Seit ein paar Tagen berichten wir über das Phänomen einer plötzlichen Stratosphärenerwärmung. Dieses Phänomen kann unter bestimmten Voraussetzungen die Wetterentwicklung komplett auf den Kopf stellen und zu dem berühmt-berüchtigten Aprilwetter führen.

Aktuell beginnt sich dieses Phänomen von einem Minor-Warming zu einem Major-Warming weiterzuentwickeln. Der Höhepunkt lässt sich im Zeitraum vom 21. bis 23. März datieren. Nachfolgend kann sich der Polarwirbel nicht mehr erholen und findet sein alljährliches Ende in Form eines Final-Warmings. An Stelle des stratosphärischen Polarwirbels tritt ein Stratosphärenhoch.

Ein Major-Warming führt - auch in dieser Jahreszeit - häufiger zu gestörten oder meridional verlaufenden Zirkulationsmustern. Insofern sind die aktuellen Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle plausibel und typisches Aprilwetter, bei der auch Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer reine Rolle spielen können, absolut plausibel.

Was aber passiert innerhalb des Polarwirbels? Die oberen Luftschichten drehen sich in Stratosphärenhöhe normalerweise mit positiven Windgeschwindigkeiten von West nach Ost und halten den Polarwirbel in den unteren Luftschichten in Schwung. Kippt das Muster aber auf Ost-West, kehren sich die Vorzeichen der Windgeschwindigkeiten um und beginnen die unteren Luftschichten auszubremsen. Der Polarwirbel wird instabiler.

Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe wurden gestern noch mit +7,2 km/h berechnet. Heute nun ist die Umkehrung von West-Ost auf Ost-West gelungen und die Winde drehen sich mit -18 km/h in die entgegengesetzte Richtung. Das Minimum wird mit -30 km/h für den 24. März simuliert und bleibt darüber hinaus im negativen Bereich, was den Rückschluss auf ein Final-Warming in Stratosphärenhöhe zulässt.

Die Auswirkungen

Rund vier bis sieben Tage nach dem Major-Warming wird sich das Phänomen detaillierter in den Prognose-Modellen zeigen können. Bis dahin kann mit größeren Schwankungen in den Simulationen gerechnet werden, die von einem Polarwirbelsplit bis hin zu einem Displacement des Polarwirbels reichen.

Aktuell findet in Stratosphärenhöhe ein Major-Warming statt, von dem sich der Stratosphärenwirbel wohl nicht mehr erholen wird
Wetterprognose des Stratosphärenwirbels: Aktuell findet in Stratosphärenhöhe ein Major-Warming statt, von dem sich der Stratosphärenwirbel wohl nicht mehr erholen wird © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Was vom Wetter an Ostern zu erwarten ist

Es gibt derzeit mehrere Hinweise darauf, dass die letzten Tage der Hochdruckdominanz gezählt sind. Die Großwetterlage ist im Begriff, sich zu verändern. Ob dabei ein Kaltluftvorstoß mit Schneeschauern zustande kommt, bleibt abzuwarten. Die Kontrollläufe spielen da nicht zu 100 Prozent mit, es zeigt sich jedoch eine Häufung von kälteren Berechnungen, die sich etwa nördlich einer Linie von Köln und Berlin bemerkbar machen können. Aprilwetter eben.

Wann kommt Regen?

Auch das kann als Indiz für einen Wetterwechsel im April gewertet werden, der auch das Wetter an Ostern noch beeinflussen kann. Die Trockenheit dauert nach der Niederschlagsprognose der Kontrollläufe noch bis mindestens zum 29. März an. Nachfolgend mehren sich die Niederschlagssignale und im Mittel ist von einer schwach bis mäßig erhöhten Niederschlagsneigung auszugehen.

Die Zonalisierung?

Schaut man sich den Mittelwert aller Kontrollläufe an, so wird die Hochdruckaktivität zum 28. März auf dem Atlantik bestätigt. Nachfolgend aber sackt das Hoch in sich zusammen, oder geht in das Polarhoch über. Der atlantischen Frontalzone wird somit ein deutlich größerer Spielraum offenbart, um das Wetter über Deutschland, der Schweiz und Österreich zu beeinflussen.

Die Störung des Polarwirbels und das Blockadehoch auf dem Atlantik sind sehr wahrscheinlich, ebenso wie die langsame Rückführung zu einer zonal geprägten Wetterlage vor Ostern
Wetterprognose des Stratosphärenwirbels: Die Störung des Polarwirbels und das Blockadehoch auf dem Atlantik sind sehr wahrscheinlich, ebenso wie die langsame Rückführung zu einer zonal geprägten Wetterlage vor Ostern © www.meteociel.fr

Wechselhaftes und warmes Wetter an Ostern

Ostern 2022 findet am 17. und 18. April statt. Schaut man sich die Statistik der letzten 20 Jahre an, so gab es an diesen Tagen eine durchschnittliche Tagestemperatur von rund +15 Grad.

Statistische Betrachtung der letzten 20 Jahre
Temperatur­spektrum
17. und 18. April
Temperatur­mittelwert Höchsttemperatur Tiefsttemperatur
+8 bis +20 Grad +14,8 Grad +28,1 Grad
(18. April 2013)
-6,2 Grad
(18. April 2008)

In der Niederschlagsbilanz blieb es in diesem Zeitraum zu 60 Prozent trocken und in 40 Prozent der Fälle gab es Regen. Das schenkt sich nichts.

Betrachtet man den Langfristtrend, so wird der April mit einer Abweichung von +1 bis +3 Grad im Vergleich zu 1961 und 1990 zu warm berechnet. Im Vergleich zum - wärmeren - Mittelwert von 1991 und 2020 liegt die Differenz zwischen -0,6 und +1,4 Grad. Die Niederschlagsentwicklung wurde in den letzten 72 Stunden etwas korrigiert und liegt nun tendenziell im leicht zu nassen Bereich.

Ein normales Osterfest

Im Detail bleibt abzuwarten, wie sich die Großwetterlage im März und Anfang April wird tatsächlich entwickeln können, doch zum aktuellen Stand deutet heute erneut vieles darauf hin, dass sich die atlantische Frontalzone zurückmelden kann. Zum aktuellen Stand ist ein unbeständiger und milder bis warmer Wettercharakter ist über Ostern 2022 anzunehmen.

Die Wetterprognose Ostern 2022 wird zunächst unregelmäßig aktualisiert. Ab dem 25. März folgen regelmäßige Aktualisierungen der Wettervorhersage.

Aktuelle Wettervorhersagen

Unterstützen
Sie uns!
Ihnen gefallen unsere Wettervorhersagen? Wir freuen uns über einen freiwilligen Geldbetrag in einer von Ihnen gewünschten Höhe.
Betrag wählen

Regenradar

Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)