Wenn der Föhn über den Alpen zusammenbricht
In der Fortsetzung des ersten Teils über den Föhn in den Alpen, geht es nun um den Zusammenbruch und die daraus entstehenden Unwetter in den Bergen, besonders um die Entstehung der Gewitter.
So schön der Föhn in den Alpen auch ist, bei dieser Wetterlage muss man besonders vorsichtig sein. Das Ende des Föhns ist nur schwer vorherzusagen. Die ersten Anzeichen eines Zusammenbruchs erkennt man durch dunkler werdende aufziehende Wolken, die auch die linsenartige Form verlieren. Häufig ist mit dem Ende des Föhns gegen Abend zu rechnen.
Wie ändert sich die Wetterkonstellation am Ende des Föhns?
Während des Süd-Föhns liegt das Tief westlich der Alpen. Da sich ein Tief gegen den Uhrzeigersinn dreht, werden die Wolken von Süden gegen die Alpen gedrückt. Bewegt sich der Kern des Tiefs über die Alpenregion, dreht der Wind auf Nordwest. Die Folgen sind, dass der Regen und die kalte Luft sich durchsetzen können und somit der Föhn zusammenbricht.
Oft folgen auf einen Föhnzusammenbruch unwetterartige Ereignisse
Bekannt ist, dass in den Alpen Unwetter oft heftiger ausfallen können als in anderen Regionen. Besonders Gewitter ziehen in den Alpen plötzlich auf und werden damit auch lebensgefährlich. Zunächst einmal ein Blick auf die Entstehung der Gewitter.
Durch Ladungsunterschiede zwischen den Wolken oder Wolken und Erde ergibt sich ein Potentialgefälle. Ein Großteil der Blitze bahnt sich seinen Weg von Wolke zu Wolke (75 %) die restlichen Blitze entstehen zwischen Erde und Wolken.
Damit Gewitter entstehen können, muss die Luft oben kalt und unten feucht und warm sein. Deshalb gibt es in der Wüste und der Polarregion eher selten Gewitter.
Die Luftschichten sind bei der Entstehung eines Gewitters labil. Folgende Gewitter lassen sich unterscheiden:
- Wärmegewitter (Durch Sonneneinstrahlung)
- Frontgewitter (Durchzug einer Front, meistens ein Tief)
- Advektionsgewitter (Zufuhr kalter Luftmassen)
- Orthografische Gewitter (Anhebung von feuchter und warmer Luft an den Alpen)
Normal ist die Luft ein guter Isolator, doch im Falle eines Gewitters baut sich in den Luftschichten ein Potentialgefälle auf. Es entsteht ein starkes elektrisches Feld, das die Luft ionisiert. Das bedeutet, die Luft verliert ihre isolierende Wirkung und ist somit leitfähiger.
Die Stärke des elektrischen Feldes ist von der Wetterlage abhängig. Die Luft am Boden sind negative und in der Höhe positive geladen. Die Luft strömt nach oben da sie kondensiert und dabei abkühlt. Daher kommt auch die bekannte aufgetürmte Form der Gewitterwolken, der oft damit einhergehende Hagel und schlussendlich der Blitz.
Die aufgetürmten Gewitterwolken nennt man auch Ambosswolken, sie können bis in die Höhe von 10.000 – 12.000 Meter reichen. Umso höher das Wasser in den Wolken steigt, desto kälter wird es. Ab einer gewissen Höhe werden aus dem Wasser Eispartikel. Diese Eispartikel werden von einer sehr dünnen Wasserschicht umschlossen. Das Eis hat eine negative Ladung und das Wasser ist positiv. In einer Gewitterwolke geht es turbulent zu, die Eispartikel werden immer wieder von unten nach oben gewirbelt, dabei löst sich der dünne Wasserfilm um die Eispartikel. Man kann sich eine Gewitterwolke ähnlich wie ein Generator vorstellen, indem feuchtwarme Aufwinde für Spannung sorgen. Wird die Spannung in einer Wolke zu groß, folgt der Blitz.
Der Blitz - enorme Energie
Der Blitz selbst ist nur für einen Bruchteil einer Sekunde zu sehen, doch hat unglaublichen Energiegehalt. Er kann eine Spannung von bis zu 100 Millionen Volt, über 100.000 Amper und eine Geschwindigkeit von bis zu 100.000 km/s erreichen. Nur als Vergleich, in einem normalen Hausstromnetz sind um die 220-230 Volt.
Während des Blitzes entsteht ein sogenannter Blitzkanal, der eine Temperatur von 10.000 °C – 30.000 °C für einen Bruchteil einer Sekunde erreichen kann. Vielleicht haben es schon manche beim Wandern entdeckt, dass die Oberfläche eines Felsens an einer Außenkante wie verglast aussieht, dies kann durch Blitzeinschläge passieren. Bei den hohen Temperaturen schmilzt ein Millimeter der Oberfläche und verglast den Felsen.
Mit dem Blitz und Donner die Entfernung messen
Bekannt ist die Regel, dass mit der Zeitdifferenz zwischen Blitz und Donner die ungefähre Entfernung des Blitzes abgeschätzt werden kann. Das Licht hat eine Geschwindigkeit von ca. 300.000 km/s, der Schall bewegt sich ca. mit 343 m/s. Sieht man einen Blitz und zählt 21-22-23 so ist das Gewitter ungefähr 1 km entfernt.
Der Donner entsteht, durch die explosionsartige Ausdehnung und die anschließende Verdichtung des Blitzkanals wegen der hohen Temperaturen. Da die Luft sich wellenartig radial zum Blitzkanal ausdehnt, hören wir den Donner. Ist das Gewitter weit entfernt, kommt es uns wie ein Grollen vor, ist es vor Ort kracht es. Nachts sieht man oft in der Ferne Wetterleuchten, aber hört keinen Donner. Dies liegt daran, dass die Luft den Schall isoliert und meist über 20 km kein Donner mehr zu hören ist.
Nicht nur der Blitz selbst ist in den Alpen sehr gefährlich. Bevor ein Blitz zum Beispiel in ein Gipfelkreuz einschlägt, kann eine sogenannte stille Entladung
stattfinden. An Ausgesetzten und metallischen Gegenständen ist dann ein leichtes Summen und Knistern zu hören. Wenn es dunkel ist, sind kleine blaue Blitze zu sehen, diese nennt man Elmsfeuer. Aber nicht nur an metallischen Gegenständen ist dies zu beobachten. Ist ein Mensch während eines Gewitters in den Bergen, in ausgesetzter Position kann das Elmsfeuer zwischen den Haaren in Form von kleinen blauen Blitzen zu beobachten. Ist dies der Fall, sollte er sich - soweit möglich - unverzüglich in Sicherheit bringen.
Oft ist das Elmsfeuer eine Vorankündigung eines Blitzeinschlages. Doch kann es auch passieren, dass die stille Entladung ausgereicht hat, um den Spannungsunterschied auszugleichen. Dann folgt auf das Elmsfeuer kein Blitz.
Da die Gewitterzellen klein sein können und sich schnell entwickeln, ist eine Vorhersage nicht immer einfach. Das zeig einmal wieder, wie unberechenbar das Wetter immer noch ist.