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Weltklimarat: unsere Lebensgrundlage wird vernichtet - und wir chillen und grillen einfach weiter!?

| C. Bertram
Warum fällt es dem Menschen so schwer die Klimakrise als Bedrohung für seine Existenz zu erkennen?
Warum fällt es dem Menschen so schwer die Klimakrise als Bedrohung für seine Existenz zu erkennen?

In dieser Woche hat der IPCC, der sogenannte Weltklimarat der Vereinten Nationen, seinen neusten Bericht veröffentlicht. Diese Nachricht musste sich die Aufmerksamkeit mit Bränden in Griechenland, Türkei und Italien, mit den Talibans in Afghanistan, der Deltavariante von Corona und Wahlkampfstart eines Mannes aus NRW teilen und war praktisch auch gleich wieder aus den Nachrichten raus.

Nichts Geringeres als unser Ende steht in diesem Bericht

Die Politik müht sich am 1,5 Grad Ziel ab, aber sehr viel wahrscheinlicher haben wir im Jahr 2050 bereits 4 Grad mehr. Vier Grad hört sich eigentlich nicht so schlimm an. Es bedeutet jedoch eine Änderung der Lebensbedingungen, wie wir sie uns heute praktisch nicht vorstellen können. Extremwetterereignisse, unbewohnbare Küstenregionen, Nahrungsknappheit, Wasserknappheit, Kriege um Ressourcen und Lebensräume.

2050 - da sind meine Kinder gerade mal 39, 41 und 43 Jahre alt. Wir sprechen also nicht von einer weit entfernten Zukunft, sondern von ganz realer Gefahr für das Leben meiner Kinder - unser aller Kinder.
Ich schaue zu meinen Nachbarn - die liegen in der prallen Sonne und sehen aus wie alte Grillhähnchen vom Foodtruck. Ich höre Freunde nach unseren Urlaubsplänen fragen und vernehme, wie sie sich auf ihren Urlaub freuen, essen gehen nach Coronaeinschränkungen - eine Originalaussage man wird ja bescheiden. Ich wundere mich über den vielen Verkehr auf den Straßen und in der Luft und wie alle beschäftigt sind. Sieht denn keiner die Gefahr? Bin ich irgendwie komisch oder sind alle so abgestumpft, dass die Krise jetzt einfach nicht als solche wahr genommen wird?

Die Erklärungen von Psychologen

  • Unfähigkeit unseres Gehirns
    Unser Gehirn kann mit langfristigen Krisen nicht umgehen - es hat es einfach nicht gelernt. Evolutionsbedingt ist unser Reaktionsmuster so angelegt, dass wir bei akuter Gefahr überleben wollen und entsprechend handeln. Greift der Wolf an, rennen wir weg. Für die langsame Krise Erderwärmung ist kein Muster in uns angelegt.
    Ebenfalls ist unser Gehirn beschränkt, was Zukunftsgedanken anbelangt. Bei Gegenwartsgedanken ist die Hirnaktivität größer, als bei Gedanken in der Zukunft. Unser Gehirn reagiert hier ähnlich wenig, wie wenn wir an fremde Personen denken. Somit werten wir auch die Gegenwart wichtiger als eine ferne Zukunft. Ein weiterer Grund ist, dass unser Gehirn Erfahrung gegen Wissen abwägt. Zwar kennen wir die Fakten über die Klimaerwärmung sehr gut, aber unsere, für die meisten harmlose, Erfahrung mit dem Klimawandel (Sommertage im Pool) steht dem entgegen und unser Gehirn nimmt den leichteren Weg. Dies könnte sich nun bei den Menschen die durch Dürren, Brände oder Überflutungen Hab und Gut verloren haben ändern, aber der Großteil der Menschen lebt wie eh und je. Studien haben herausgefunden, dass einem die eigenen Kopfschmerzen mehr belasten, wie der Tod eines Nachbars, den man gelegentlich einmal sieht.
  • Unrealistischer Optimismus
    Jeder Einzelne denkt, dass ihn die Erderwärmung nicht so hart treffen wird und daher muss er selbst nicht tätig werden.
  • Zuschauereffekt
    Jemand anderes wird aktiv werden.
  • Werte
    Wissen ist das eine; wenn jedoch persönliche Werte (wie z.B. Religion, Macht, Geld) dem Wissen gegenüber stehen, wird das Wissen verdrängt oder sogar verleugnet. Manche Parteichefs reiten auf dieser (Leugnungs-)Welle und finden leider sogar Gehör.
    Die Leugnung kann auch von Menschen ausgehen, denen das Problem der Erderwärmung zu groß ist und sie es für den Eigenschutz als Abwehrreaktion nutzen.
  • Herdentrieb oder soziale Normen
    Wir alle orientieren uns an Menschen um uns herum. Bisher war es völlig normal konsumorientiert und CO2-intensiv zu leben und durch den Herdentrieb bestätigen wir uns alle gegenseitig, dass es auch weiterhin normal wäre. In Bedrohungszeiten wird eine kollektive Zugehörigkeit sogar noch wichtiger, man orientiert sich noch stärker an der bestehenden Gruppe und so kommt es dann auch zu einer Polarisierung der Gesellschaft.

Wie kann das Wissen nun bei uns allen und trotz unserer beschränkten Gehirne in das TUN kommen?

Da wir uns gern an anderen orientieren, sind die Anpassung an neue soziale Normen für uns essenziell. Unabdingbar sind gute Vorbilder, wie z.B. der Bürgermeister, der mit dem Rad unterwegs ist; Politik, die umweltfreundliches Verhalten fördert und ebenfalls selbst danach lebt, Erwachsene, die ihr Konsumverhalten und auch die Werte an die jetzige Zeit anpasst. Wirtschaft, die versteht, dass Nachhaltigkeit langfristig der in jeder Hinsicht bessere Weg ist.

Alarmismus und Sensationalismus sind unangebracht und die Medien sind hier in der Hauptverantwortung. Lösungen anbieten statt immer extremere Überschriften, nur zum Zwecke der Steigerung der Verkaufszahlen (Clickbait).

Jeder Mensch ist für sich eigenverantwortlich und soll, wenn er die großen Probleme, die die Erderwärmung mit sich bringen nicht aushält, sich mental schützen, sich Hilfe suchen oder sich zurückziehen. Leugner, die ihre vermeidliche Wahrheit lauthals andere wissen lassen müssen, gehören missachtet und somit ihrem eigenen Antrieb beraubt. Auch Menschen in Verantwortung, die bisher ausreichend bewiesen haben, nicht zur Lösung beizutragen, sondern ein weiter so propagieren, gehören einem alten Denken und Handeln an. Wir können uns das als Erdbewohner nicht mehr leisten.

Ein Antrieb für Sie und mich könnte sein, wenn wir uns einmal intensiv Gedanken darüber machen, wie wir klimafreundlich und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen besser leben könnten? Keine Angst, sondern neue Möglichkeiten tun sich auf und alte Gewohnheiten können abgelegt werden. Jeder bei sich im Kleinen gelebt und publik gemacht in dem eigenen (Familien-, Klassen-, Kollegen-,)Kreis. Eine neue soziale Norm entsteht. Eine Norm, die mit dazu beiträgt, dass unsere Kinder auch in 30 Jahren eine Lebensgrundlage haben.

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