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Der Klimawandel wird weg gerechnet - Kalter oder normaler Winter möglich

| P. Stratmann
Der Winter kann mit einer Anpassung des Referenzzeitraumes normal oder zu kalt ausfallen

Der Winter 2020/21 wird normal bis zu kalt ausfallen können. Das ist in Zeiten des Klimawandels eine mehr als gewagte These. Doch ob zu warm und zu kalt hängt immer davon ab, wie man etwas miteinander vergleicht und da stehen mit dem kommenden Winter nun gravierende Veränderungen bevor.

Alles ist im Wandel - und ganz besonders gilt das für das Klima und das Wetter. Damit man das aktuelle Wetter besser einschätzen kann, werden sog. 30-Jährige Vergleichsperioden herangezogen. Die aktuell gültige ist die von 1961 bis 1990. Dieser Zeitbezug nennt sich Normalperiode (CLINO = CLImate Normal).

These: Das Wetter wird im Winter 2020/21 normal bis zu kalt

Wie bereits erwähnt ist die These eines normalen oder gar zu kalten Winters mehr als gewagt. Der Vergleich zum vieljährigen Mittelwert zeigt eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent für einen zu warmen, 15 Prozent normalen und 20 Prozent zu kalten Winter. Da braucht man nur wenig Phantasie, um einen zu warmen Winter Vorherzusagen. Allein die Tatsache des Klimawandels lässt da einen häufig richtig liegen.

Trotzdem - der Winter wird normal bis zu kalt

Das Problem liegt im Vergleich zu der oben angesprochenen Normalperiode. Die aktuell gültige CLINO-periode für den Vergleich ist nach der WMO der Zeitraum von 1961-1990 mit der Referenzperiode von 1981-2010 (Weitere Informationen zur CLINO-Periode). Anhand dieser Zeiträume kann man feststellen, wie sich das Klima im Laufe der letzten 30, bzw. 60 Jahre verändert hat. Schaut man auf Deutschland, so erkennt man eine klare Richtung, in der sich die Temperaturen seit den 1980er Jahren bewegen.

Temperaturentwicklung Deutschland - seit den 1980er Jahren wird es signifikant wärmer
Temperaturentwicklung Deutschland - seit den 1980er Jahren wird es signifikant wärmer
© www.meteociel.fr

Eine neue Zeitrechnung beginnt

Ab 2021 wird man einen neuen Mittelwert verwenden und zwar aus den Jahren 1991 bis 2020. Das wird dahingehend spannend, dass sich am Klimawandel zwar nichts verändert, man aber zum Vergleich nun die Warmperiode von 1991-2020 heranziehen wird.

Der Klimawandel wird weg gerechnet

Nimmt man die neue Klimaperiode als Referenzwert, so ergibt sich für Deutschland ein neues Bild. Zwar ist der Temperaturanstieg deutlich zu erkennen, doch die Skala verändert sich. Das wärmste Jahr 2018 hat dann nicht mehr eine Abweichung von +2,2 Grad, sondern von +1,0 Grad und ist dann nur noch leicht zu warm gewesen.

Temperaturentwicklung Deutschland nach dem Klimamittelwert 1991-2020 - das wärmste Jahr ist plötzlich nur noch leicht zu warm
Temperaturentwicklung Deutschland nach dem Klimamittelwert 1991-2020 - das wärmste Jahr ist plötzlich nur noch leicht zu warm
© www.meteociel.fr

Anderer Vergleich - der Winter: Nimmt man die Winter von 1991-2020, so hat der Winter eine durchschnittliche Temperatur von +1,36 Grad. Gegenüber der (noch aktuellen) Referenzperiode von 1961-1990 hatte der Winter eine durchschnittliche Temperatur von +0,2 Grad. Am Beispiel vom Winter 2018 wäre dieser mit einer Abweichung von +1,6 Grad nicht zu warm, sondern nach dem neuen Mittelwert mit einer Differenz von +0,14 Grad absolut normal ausgefallen. Trotz der neuen Normalität wird man sich dann fragen, warum kein Schnee gefallen ist!?

Noch ein Beispiel: Der Sommer 2020 ist normal

Einige werden nun sagen, dass man das so doch nicht machen kann, andere wiederum werden es begrüßen. Letztlich ist es eine Sache der Interpretation. Dass man den Zeitraum verändern muss ist klar, denn der Vergleich vom aktuellen Wetter hat zunächst einmal wenig mit dem Klima zu tun, doch wenn in der Kommunikation nun vermehrt die Begrifflichkeit der Normalität aufkommen wird, wird damit faktisch der Klimawandel abgemildert.

Alles nicht so schlimm - so die Suggestion. Bspw. ist der Sommer 2020 im Vergleich zur neuen Klimaperiode absolut normal (Vergleich zur alten Vergleichsperiode von 1961-1990 um +1,9 Grad zu warm). So kann man sich schon fragen, was denn da nicht stimmt. Wir jedenfalls werden in Zukunft stets den Mittelwert von 1961-1990 noch als Referenz mit benennen, so dass klar wird, in welche Richtung sich das Klima verändert und nicht nur einfach weg gerechnet wird.

Details sind noch offen

Wie im Detail die Einführung des neue Referenzwertes ablaufen wird, ist noch offen. Tatsache aber wird sein - wenn man es konsequent umsetzt - dass auf den Winter bezogen der Januar und der Februar 2021 nach den neuen Maßstäben zu bewerten ist. Die Chancen stehen also gut, dass der Dezember 2020 deutlich zu warm, der Januar und der Februar aber normal bis zu kalt ausfallen können. Anders formuliert hat das Wetter im Winter 2020/2021 gute Chancen normal auszufallen.

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