So war der Frühling 2020: Zu warm, extrem trocken mit rekordverdächtigem Sonnenschein
Dem zu warmen Winter 2019/20 folgte ein markanter Frühling nach, der in Teilen Dürreperioden hervorbrachte und die Waldbrandgefahr ansteigen ließ.
Man kann so langsam ein Muster ableiten. Die Wintermonate sind zonal geprägt, während es vom Frühling, dem Sommer und Herbst ein meridional verlaufendes (Nord-Süd, Süd-Nord) Strömungsmuster zu beobachten gibt.
Der Frühling 2020 war meridional geprägt
Meridional bedeutet in diesem Fall, dass sich sehr warme und kühle Wetterphasen abwechseln, doch im Grunde sorgen meridional verlaufende Großwetterlagen nur selten für ausreichende Niederschlagsmengen.
Ein warmer März und April mit kühlem Mai
Der Frühling 2020 brachte es auch eine durchschnittliche Temperatur von +9,2 Grad und war gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961-1990 um +1,5 Grad zu warm. Im Vergleich zur Referenzperiode von 1981-2010 betrug die Abweichung +0,7 Grad.
Markant - aber meist nur von kurzer Dauer - waren die Hitze- und Frischeperioden. Die wärmten Temperaturen im März wurden mit +26,2 Grad am 5. März (Hohenpeißenberg) und mit +22,3 Grad (Garmisch-Partenkirchen) am 12. März am Alpenrand registriert. Am 17. April wurden mit +26,5 Grad sommerliche Werte über Waghäusel-Kirrlach erreicht. Am 17. April gab es gleich mehrere Stationen, die sommerliche Werte aufwiesen. Am wärmsten aber war es mit +29,4 Grad am 21. Mai in Lingen. Der zweithöchste Wert wurde mit +29,0 Grad am 22. Mai in Kleve gemessen. Knapp am Hochsommer vorbei.
Bedingt durch die Kaltluftadvehierung konnten auch recht kühle Werte erreicht werden - in Erinnerung bleibt die letzte März-Dekade, die zum 1. April mit -12 Grad über Deutschneudorf-Brüderwiese zugleich für den kältesten Wert sorgte. In Erinnerung bleiben auch die Eisheilgen, die nicht nur pünktlich eintrafen, sondern ihren Zeitraum optimal ausschöpften. Verbreitet gab es vom 11. bis 15. Mai noch einmal Frost.
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961-1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | +1,1 Grad |
Baden-Württemberg | +2,0 Grad |
Bayern | +1,6 Grad |
Hessen | +1,6 Grad |
Mecklenburg-Vorpommern | +1,3 Grad |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | +1,3 Grad |
Nordrhein-Westfalen | +1,6 Grad |
Rheinland-Pfalz | +2,1 Grad |
Schleswig-Holstein | +1,4 Grad |
Saarland | +2,1 Grad |
Sachsen | +1,1 Grad |
Sachsen-Anhalt | +1,3 Grad |
Thüringen | +1,4 Grad |
Der Frühling 2020 war deutlich zu trocken
Erfrischend begann der Frühling mit dem März und man dachte noch, dass der März zu nass ausfallen könnte. Doch im Zeitraum von der zweiten März-Dekade bis Ende April erfolgte so gut wie kein Niederschlag mehr. Der Mai begann dann wieder vielversprechend, doch konnte er am Ende seinen vieljährigen Sollwert nicht erreichen.
Frühling 2020: Einer der sechs niederschlagsärmsten Frühjahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
Insbesondere der April sorgte für knochentrockene Landschaften und hat den Waldbrandgefahrenindex auf den höchsten Wert ansteigen lassen. Befürchtungen einer erneuten Dürre wurden und werden Laut, was vor allem den Bäumen und Wäldern ordentlich zusetzt.
Nur zu 57 Prozent
Rückblickend auf die letzten Jahre konnte der Frühling zum siebten Mal in Folge sein Niederschlagssoll von 186 l/m² nicht erreichen. Das interessante daran ist, dass die letzten acht Winter teils deutlich zu warm ausfielen und sich hier ein Muster abzeichnet, was in dem meridionalen und gestörtem Zirkulationsmuster seinen Ursprung haben kann.
Der Frühling 2020 hat in Summe 108 l/m² an Niederschlag erzielen können, was in etwa 57 Prozent des Niederschlagssolls entspricht. Damit schafft es der Frühling 2020 auf den 6. Platz der trockensten Frühjahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen aus dem Jahre 1881. Richtig trocken war es über dem Osten und Westen, sowie über den Lee-Gebieten (Warum fällt so wenig Niederschlag?). In Summe kamen gerade einmal 45 l/m² über diesen Regionen zusammen. Den meisten Niederschlag binnen 24 Stunden wurde am 11. Mai über Mespelbrunn mit 77,2 l/m² registriert. Den meisten Niederschlag gab es von März bis Ende Mai mit 320 l/m² über dem südlichen Schwarzwald und entlang des Alpenrandes zu vermelden.
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961-1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 57,7 % |
Baden-Württemberg | 55,1 % |
Bayern | 59,7 % |
Hessen | 59,0 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 55,5 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 55,1 % |
Nordrhein-Westfalen | 52,2 % |
Rheinland-Pfalz | 60,3 % |
Schleswig-Holstein | 57,1 % |
Saarland | 70,1 % |
Sachsen | 60,7 % |
Sachsen-Anhalt | 49,8 % |
Thüringen | 61,4 % |
Sonnigster Frühling seit Messbeginn
Mit 705 Sonnenstunden muss der Frühling 2020 die Spitzenposition mit dem Frühling aus dem Jahre 2011 teilen - ist also kein neuer Rekord, aber trotzdem außergewöhnlich. Der Sollwert liegt bei gerade einmal 467 Stunden und wurde in 2020 um 150 Prozent übererfüllt.
Den meisten Sonnenschein gab es mit 784 Stunden über Borkum, während mit 547,8 Stunden über Oberstdorf die Sonne verhältnismäßig weniger häufig zum Vorschein kam. Das sonnigste Bundesland aber war mit 760 Stunden das Saarland.
Bundesland | Abweichung vom Mittelwert 1961-1990 |
---|---|
Berlin / Brandenburg | 137,9 % |
Baden-Württemberg | 155,6 % |
Bayern | 146,5 % |
Hessen | 158,9 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 132,1 % |
Hamburg, Bremen / Niedersachsen | 147,5 % |
Nordrhein-Westfalen | 161,0 % |
Rheinland-Pfalz | 164,0 % |
Schleswig-Holstein | 139,1 % |
Saarland | 161,2 % |
Sachsen | 146,6 % |
Sachsen-Anhalt | 148,3 % |
Thüringen | 152,5 % |
Den gesamten Rückblick - auch mit Bezug auf die einzelnen Bundesländer - können Sie beim DWD nachlesen.
Weitere Zahlen, Daten und Fakten finden Sie auf der Übersichtsseite zum Wetter Frühling.
Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie, wie sich das Wetter Juni 2020 und Sommer 2020 entwickeln kann.