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Wettertrend: Wie wird der Sommer 2020?

| C. Bertram
Wird der Sommer 2020 zu warm und zu trocken?

Der Frühling war bislang außergewöhnlich warm und trocken. Steht zu befürchten, dass sich im Sommer 2020 eine Hitze und Dürre wiederholt? Ein Blick auf die aktuelle Entwicklung.

Aktuell hat es ein wenig geregnet und die letzte Tage haben - insbesondere über dem Alpenraum, Rheinland-Pfalz und Hessen einiges an Niederschlag gebracht. Doch der flächendeckende und länger andauernde Niederschlag fehlt bisweilen und so sorgen die letzten drei Tage für gerade einmal 10,5 Prozent der im Mai üblichen Niederschlagssumme.

Kumuliert man diesen Wert einfach auf, so würde der Mai sein Niederschlagssoll gerade so erreichen können, vorausgesetzt das Wetter bleibe so wechselhaft. Doch kündigt sich in der aktuellen Wetterprognose die nächste Trockenperiode an. Flächendeckender und länger andauernder Niederschlag ist bis Mitte Mai nicht zu erwarten und summiert man diese Summen einfach auf, so wäre bis zum Ende der zweiten Mai-Dekade gerade einmal 35 Prozent des Niederschlagssolls erfüllt. Der Mai hat somit bereits jetzt schon ein hohes Potential zu trocken auszufallen.

Schaut man sich die Niederschlagsprognose des europäischen Wettermodells bis zum 13. Mai an, so werden nördlich von Baden-Württemberg und Bayern 0 bis 8 l/m² an Niederschlag simuliert, während es in Richtung der Alpen 10 bis 20 und örtlich bis 50 l/m² sein kann. Nach dem amerikanischen Wettermodell sind ähnliche Niederschlagsverhältnisse zu erwarten. Der Mai also zeigt sich über weite Strecken über dem Süden wechselhaft, über der Mitte und dem Norden aber zu trocken (Zwei-Drittel zu trocken).

Bis in die zweite Mai-Dekade hinein hält sich die Niederschlagsneigung in Grenzen
Bis in die zweite Mai-Dekade hinein hält sich die Niederschlagsneigung in Grenzen (Niederschlagsprognose) © windy.tv

Ein Sommer wie 2018 und 2019?

Das Muster - wie sich das aktuelle Wetter entwickelt - ist dem von 2018 und 2019 sehr ähnlich. Wurden die Wintermonate noch von einer warmen Westwetterlage dominiert, so kippte das Strömungsmuster ab Februar ist eine meridionale Großwetterlage um und dominierte anschließend den Frühling, Sommer und Herbst, bevor das Spiel im Winter von vorne begann.

Zu warm, zu trocken

Geht man also davon aus, dass sich das Wetter an irgendwelche Muster hält, so wäre die Schlussfolgerung daraus zu ziehen, dass auch im Sommer 2020 die meridionale Großwetterlage anhält und somit ein Niederschlagsdefizit auf-, bzw. weiter ausbauen kann. Die Temperaturen können phasenweise kühler ausfallen, wie das bspw. im Sommer 2019 der Fall war. Am Ende aber werden die Warmphasen dominieren können.

Betrachtet man nun noch die Statistik, so waren die Sommer der letzten 23 Jahre zu warm (Abweichung 1961-90 >= 0) und die Sommer der letzten 20 Jahre waren im Schnitt um etwa +1,4 Grad zu warm. Nein, man braucht also kein Prophet zu sein, um sagen zu können, dass der Sommer 2020 zu warm ausfallen wird. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist bereits jetzt schon sehr hoch.

Das Wetter hält sich nicht an Muster und Statistik

Das ist der Lichtblick bei der ganzen Sache. Ja, aus meteorlogischer Sicht wäre es nur allzu schön, wenn sich das Wetter an die Statistik oder an bestimmte Muster halten würde, tut es aber nicht. Und so ist in der Theorie auch ein zu kühler und nasser Sommer 2020 möglich, doch sind dessen Wahrscheinlichkeiten in Zeiten des Klimawandels gering.

Doch nur einmal die - hypothetische - Annahme, dass sich das meridional verlaufende Grundmuster (Nord-Süd, Süd-Nord) über den Sommer 2020 hinweg halten kann und Deutschland, Österreich und die Schweiz anstatt auf der warmen Süd-Nord auf der kühlen Nord-Süd-Strömung liegen kann, dann wäre ein normaler oder auch leicht zu kühler Sommer machbar. Um so einen Sommer aber zu finden, muss man in der Wetterchronik weit nach hinten blicken und wird mit dem Sommer 1993 fündig. Die durchschnittliche Temperatur lag damals bei +15,8 Grad und war um lediglich -0,5 Grad zu kühl, doch beherrschten damals vermehrt kühlere West- bis Nordwestwetterlagen das Wettergeschehen.

Zwischenfazit: Der Sommer 2020 zu warm und zu trocken

Die These aus der aktuellen Wetterentwicklung hat eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine meridionale Großwetterlage, die grundsätzlich zu weniger Niederschlag führen als zonale Wetterlagen (Westwetterlage). Zudem ist die Tendenz für ein Hochdruckzentrum in der Nähe oder über Mitteleuropa - gerade in den Sommermonaten - höher als eine lang andauernde Trogwetterlage. In Summe ist nach dieser Betrachtung ein zu warmer und zu trockener Sommer 2020 zu erwarten.

Sommerprognose der Langfristmodelle

Was aber sagen die unterschiedlichen Berechnungen der Langfristmodelle über dem Verlauf des Sommers?

Wettertrend des CFSv2 Modells: Sommer zu warm

Der Sommer 2020 wird mit einem Temperaturüberschuss von +1 bis +1,5 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert zu warm berechnet. Der Juni soll der wärmste der Sommermonate werden, während der August nur leicht zu warm simuliert wird. In der Niederschlagsprognose ist durchwachsenes Sommerwetter zu erwarten, der im Trend aber etwas zu trocken ausfallen kann. Keineswegs stützt das CFSv2 Modell eine Dürre wie in 2018 oder 2019.

Wetterprognose der NASA: Ein zu warmer Sommer

Auch nach dem Wettertrend der NASA zeichnet sich mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad ein zu warmer Sommer 2020 ab. Die Niederschlagsprognose ist als durchwachsen und im Trend sogar als leicht zu nass zu bewerten.

Wettervorhersage der Europäer: Durchwachsen, aber ein zu warmer Sommer 2020

Gerade der Start in den Sommer fällt nach der Langfristprognose des europäischen Wettermodells durchwachsen und nur leicht zu warm, im Trend aber zu trocken aus. Stabiler präsentiert sich hingegen der Juni und August. Im Schnitt aber sind alle drei Sommermonate mit einer Abweichung von +0,75 bis +1,5 Grad und im Trend von bis +2 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert zu warm und etwas zu trocken.

Zusammenfassung: Ein kalter oder normaler Sommer wäre eine faustdicke Überraschung

Der Klimawandel ist zu signifikant und übertrifft die anderen Randfaktoren, was die Wahrscheinlichkeit eines zu warmen und zu trockenen Sommers erhöht. Nicht umsonst waren die letzten 23 Sommer zu warm - ähnliches ist auch im Sommer 2020 zu erwarten. Darauf deutet sowohl die aktuelle Erhaltungsneigung der meridionalen Grundstruktur, als auch die unterschiedlichen Wetterprognosen der Langfristmodelle hin. Soweit der Stand.

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