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Mit wie viel Regen ist bis Mitte Mai 2020 zu rechnen?

| P. Stratmann
Wie viel Regen ist bis Mitte Mai möglich?

Eine sehr ausgeprägte Trockenheit bestimmte den Wettercharakter von Mitte März bis Ende April. Nun aber schwenkt die Wetterlage komplett um - mit wie viel an Regen ist zu rechnen?

Seit Montag gehen über Deutschland ein paar Schauer nieder, die vor allem über dem Süden schon für nennenswerten Niederschlag gesorgt haben. Der Schwerpunkt lag bisweilen südlich der Donau, wo bis zur aktuellen Stunde Regensummen zwischen 20 bis 40 l/m² und im Stau der Alpen bis 60 l/m² niedergegangen sind. Weiter nach Norden ist der Niederschlag mit 0 bis 10 l/m² und örtlich bis 15 l/m² keineswegs Flächendeckend niedergegangen - wie es eben Schauer so an sich haben.

Vorsicht mit den simulierten Niederschlagssummen

Zur Zeit hört oder liest man in den Medien, dass in der ersten Mai-Hälfte 140 bis 200 l/m² an Niederschlag zusammen kommen können. Ja, so etwas berechnen die Vorhersage-Modell hin und wieder, doch gerade die Niederschlagsprognose ist in den Vorhersage-Modellen eines der ungenauesten Faktoren. Häufig - nein sehr häufig - werden aus 200 l/m² in der Simulation in der später folgenden Realität 20 bis 60 l/m². Wir gehen in unseren Wetterprognose immer von einem Dämpfungsfaktor von 20 bis 40 Prozent (je nach Wetterlage) aus, der in unseren Vorhersagen auch berücksichtigt wird.

Warum ist die Niederschlagsprognose so schwierig / ungenau?

Da spielen gleich eine ganze Reihe an Faktoren eine Rolle. Wie verhält sich das Tief, wie labil sind die Luftschichten, wie stark die Sonneneinstrahlung und wie warm/feucht sind die Luftmassen. All das sind Rahmenbedingungen, die sich oftmals erst dann entscheiden, wenn das atlantische Tief auf das Festland trifft. Dann gibt es noch die orographischen Faktoren zu berücksichtigen (die noch immer eine große Herausforderung für die Vorhersage-Modelle sind).

Die Lee-Seite

Gerade im Winter - aber auch im Sommer - werden kräftige Schneefälle und Landregen angekündigt. Dazu ein kräftiger Wind und man reibt sich über manchen Regionen verwundert die Augen, dass es knochentrocken bleibt. Schuld daran ist der Lee-Effekt - also die Regenschattenseite - an Gebirgen, oder manches Mal auch schon die kleineren Erhebungen.

Gut lässt sich das am Beispiel von Stuttgart und dem Schwarzwald erklären. Ist Sturm und Dauerregen aus westlichen Richtungen angekündigt, so kann davon ausgegangen werden, dass östlich des Schwarzwaldes bis zur Schwäbischen Alb hinüber kein, oder nur wenig Regen fallen wird, während westlich des Schwarzwaldes erhebliche Regenmengen niedergehen. Grundsätzlich ist es in der Niederschlagsprognose hilfreich, wenn ein jeder sein orographisches Umfeld kennt. Damit sind die tatsächlichen Niederschlagsmengen besser einzuschätzen.

Der Osten ist tendenziell trockener

Alles was etwa östlich der Linie von Rostock und den Bayerischen Wald liegt ist tendenziell trockener. Das liegt zum einen daran, dass die Regenfelder sich bis zum Erreichen des Ostens schon erschöpft haben, oder das osteuropäische Hoch noch einen größeren Einfluss ausübt. Doch gerade im Bereich von Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Teile von Thüringen fällt das Wetter in den letzten Jahren zunehmend trockener aus. Manche Regionen zeigen schon Versteppungserscheinungen. Das liegt u.a. auch am Lee-Effekt des Thüringer Schiefergebirges und dem nachfolgenden Thüringer Becken. Das ist so eine Region, wo sich der Niederschlag besonders schwer tut, vor allem in den letzten Jahren.

Die örtlichen Gegebenheiten - die Orographie - ist bei der Niederschlagsprognose nicht zu unterschätzen
Die örtlichen Gegebenheiten - die Orographie - ist bei der Niederschlagsprognose nicht zu unterschätzen (Niederschlagsprognose) © windy.tv

Wie viel ist an Niederschlag bis Mitte Mai zu erwarten?

Die Großwetterlage stellt sich um und bleibt Anfang Mai und bis zum Ende der ersten Mai-Dekade mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wechselhaft und mit wiederholten Niederschlagsereignissen ist zu rechnen (s. Wetterprognose Mai und Sommer 2020).

Geht es rein nach dem Modelloutput, so sind in der Theorie bis zum 15. Mai Niederschlagssummen über dem Norden und Westen zwischen 40 bis 70 l/m², über dem Osten 25 bis 50 l/m² über und über dem Süden 30 bis 150 l/m² möglich. Das hätte - gerade über dem Süden - Unwettercharakter. Zum Vergleich: Das Niederschlagssoll für den gesamten Mai liegt im Schnitt bei 71 l/m².

Das wird so aber nicht eintreten - das gibt die Wetterlage einfach nicht her. Wahrscheinlicher sind - mit dem Dämpfungsfaktor - über dem Norden und Westen Niederschlagssummen von 15 bis 25 l/m² über dem Osten zwischen 5 bis 20 l/m² (trockener über dem Thüringer Becken) und 20 bis 40 l/m² über dem Süden. Gerade dort spielen die Alpen eine entscheidende Rolle, wenn die Niederschlagsfelder hängen bleiben. Und tatsächlich lässt die Wetterlage es zu, dass über dem südlichen Baden-Württemberg und Bayern Niederschlagssummen von 40 bis 80 l/m² und direkt an den Alpen bis 100 l/m² niedergehen können.

Und so kann man den Frust mancher über den ausbleibenden Niederschlag verstehen. Generell aber gilt, die Niederschlagsprognosen - und seien sie noch so optimistisch - um 20 bis 40 Prozent nach unten zu korrigieren - dann liegt man Erfahrungsgemäß richtig. Wer sich tiefer mit dem Thema beschäftigen möchte, so gibt es beim DWD eine gute Lektüre und die orographische Übersicht.

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