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Ungewöhnliche Trockenheit - Folgt in 2020 die nächste Dürre?

| C. Bertram
Steht ein weiteres Dürre-Jahr bevor?

Seit der zweiten März-Dekade sind keine nennenswerten Niederschläge mehr über Deutschland registriert worden. Wie wirkt sich das auf die Vegetation aus und steht eine neue Dürre bevor?

Zusammen mit dem April 2020 waren 9 der letzten 12 Monate zu trocken. Dabei hat die Natur und der Grundwasserspiegel die verheerenden Dürren aus 2018 und 2019 noch gar nicht richtig verarbeiten können. Zwar gab es hin und wieder Monate mit erheblichen Niederschlag - wie bspw. der Februar 2020 - doch reicht das nicht aus, um das Defizit auszugleichen. Dafür bedarf gleich eine ganze Reihe an zu nassen Monaten - und die am besten in den Sommermonaten.

Trockenheit

Das was sich aber derzeit abspielt ist das genaue Gegenteil von dem, was zum Ausgleich betragen kann. Seit der zweiten März-Dekade sind keine nennenswerten Regenfälle niedergegangen und auch die gelegentlichen Schauer und Gewitter konnten das Defizit in keinster Weise beeinflussen. Der gesamte April hat sein Niederschlagssoll erst zu 5 Prozent erfüllen können. Doch ist eine Trockenheit von einer Dürre zu unterscheiden und momentan befindet man sich nach dem zu nassen Februar und der ersten März-Dekade noch in der Trockenphase.

Sollte nun der Mai aber ähnlich zu trocken ausfallen, oder ein erhebliches Niederschlagsdefizit haben, so rückt das Thema Dürre wieder in den Vordergrund, was katastrophale Auswirkungen auf die Vegetation und die Natur im allgemeinen hätte. Da nützen die Niederschläge vom Februar nicht viel. Das Gesamtdefizit des Niederschlages der Jahre 2018, 2019 und 2020 ist zu hoch.

Ein erhebliches Niederschlagsdefizit

Wie es um die gesamte Situation bestellt ist, wird vom Helmholzinstitut im sog. Dürremonitor erfasst. Dort zeigt sich auch gut der Zustand des gesamten Bodens und man braucht nur wenig Phantasie um zu erkennen, wie massiv die Dürre der letzten Jahre wütete. Die Puffer sind weg und die Schäden - vor allem am Wald - mittlerweile erheblich.

Eine staubtrockene Angelegenheit
Dürremonitor des Helmholzinstitut: Fatale Auswirkungen der Trockenheit auf die Vegetation
© www.ufz.de/

Ein Wetter zum Augen reiben

Der aktuell sehr böige Ostwind treibt sehr trockene Luftmassen über Deutschland hinweg, was die Trockenheit begünstigt, da auch die letzte Restfeuchte fortgetragen und im Zusammenspiel mit dem Sonnenschein die Oberflächenverdunstung zunehmen wird. Spüren wird man das in Form von einem erhöhten Staubaufkommen in der Luft, die einem mit den umherfliegenden Pollen die Augen jucken und den Hals kratzen lassen.

Erhebliches Niederschlagsdefizit

Das Stichwort ist die Verdunstung und die fällt im Winter weniger gravierend, als im Sommer aus. Vom Hitzestress des Sommers einmal ganz abgesehen. Insofern lohnt sich der Blick auf die Sommerhalbjahre der letzten Jahre. Im Schnitt sind rund 438 l/m² an Niederschlag im Flächenmittel über Deutschland zu erwarten.

Das April-Wetter in der Kurzübersicht
Jahr Niederschlag Defizit
2019 349 l/m² -19 %
2018 267 l/m² -38 %
2017 483 l/m² +13 %
2016 402 l/m² -10 %
2015 362 l/m² -15 %
2014 471 l/m² -11 %
2013 449 l/m² +6 %
2012 414 l/m² -5 %
2011 440 l/m² +3 %
2010 500 l/m² +18 %

Versteppung

Was auffällt ist eine sich seit 2014 mehr oder minder schleichende Zunahme an Trockenphasen, die mit einem Defizit von -38 Prozent Ihren Höhepunkt 2018 erreicht hat. Das bedeutet zugleich, dass dem Boden zunehmend weniger Wasser zur Verfügung steht und sich der Prozess weiter beschleunigt und der Begriff der Versteppung fällt zunehmend häufiger - vor allem über den östlichen gelegenen Bundesländern.

Wenn der Regen fehlt

Wenn ein Boden an der Oberfläche erst einmal gesättigt ist, ist eine längere Regenzeit für die Aufnahme des Wassers besser, als eine hohe Niederschlagsmenge in kurzer Zeit.

Ein zu trockener Boden kann einen kräftigen Regenschauer und Gewitter nicht aufnehmen und das Wasser läuft an der Oberfläche ab und verdunstet im Sommer, bevor das Wasser in die tieferen Schichten vordringen kann. Umso gravierender sind diese länger andauernden Trockenperioden, da der Prozess zunehmend die Austrocknung der Böden begünstigt und damit auch eine Versteppung ins Spiel bringt.

Was wären denn die Folgen von mehreren Dürrejahren hintereinander?

Man kann es sich ja schon denken, was die Folgen von mehreren Dürrejahren hintereinander wären: Missernten bis hin zu kompletten Ernteausfällen, hohe Schäden an der Natur- und Tierwelt, Wälder sterben ab, Binnenschifffahrt eingeschränkt oder ausgesetzt und damit käme die Logistik und Industrie in Bedrängnis, Kraftwerke müssten aufgrund fehlender Kühlung ausgesetzt werden und somit könnte die Stromversorgung in Gefahr geraten , Trinkwassermangel, Notversorgung mit Wasserwägen da die normalen Leitungen ausfallen könnten. Zudem geht eine Dürre meist mit großer Hitze einher und diese setzt vor allem der älteren Bevölkerung erheblich zu und die Sterberate steigt an.

Der Wald hat ein Problem

Die Wälder in Deutschland sind gar nicht so geeignet für Hitze und Trockenheit. Das merkte man deutlich 2018, als zunächst viele Nadelbäume einfach braun wurden. 2019 war es dann die Buche, die neben dem Nadelholz die Blätter verlor. Nach dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft betrug in 2019 die Schadenfläche am Wald 245.000 Hektar und jeder, der in Waldregionen wohnt und lebt, sieht wie massiv derzeit in den Wäldern die Bäume gefällt werden.

Schätzungen zufolge hatte das Niederschlagsdefizit und die Hitze aus den Jahren 2018 und 2019 zu einer Schädigung des Waldes von mehr als 40 Prozent geführt. Ist der Baum durch die Hitze und die Trockenheit gestresst, haben es Schädlinge, wie bspw. der Borkenkäfer, leichtes Spiel. Und so stehen schlimmsten Folgen dem Wald erst noch bevor, wenn die Borkenkäferpopulation 2021 ihren Höhepunkt erreichen wird. Übrigens trägt ein schwindender Wald im erheblichen Maße zu einer Versteppung bei. Anders formuliert sind das alles eine Vielzahl an Faktoren, die im Zusammenspiel den Gesamtprozess der Dürre beschleunigen. Was das stoppen kann, sind eine ganze Reihe an Monaten, deren Niederschlagssoll deutlich übertroffen wird. Ein normaler Monat kann einen trockenen Monat nicht ausgleichen!

Wie kann die Information der Experten, dass Wetter-Extreme wie z.B, die Dürren in Deutschland zunehmen werden, helfen?

Landwirte können solche Angaben nutzen, künftig mehr Risikovorsorge zu betreiben. Sie könnten mehr Investitionen in die künstliche Bewässerung tätigen und die Fruchtfolge verbessern. Kartoffeln, Zuckerrüben oder auch Mais könnte hier profitieren. Förster müssen aktiv die Wälder auf den Klimawandel umstellen, entsprechend aufforsten und pflegen.

Jeder Einzelne kann Ressourcen schonen, z.B. mit einem Umdenken im eigenen Konsumverhalten. Hier kann man einiges bewirken, wie z.B. beim Reduzieren des Fleischkonsums. Bei der Produktion von 1 kg Fleisch werden durchschnittlich 15.500 Liter Wasser und 10 kg Futtermittel benötigt. Pro Kilo angebautem Futter verliert man fruchtbaren Boden, der anders genutzt werden könnte.

Auch im Haushalt (Gartenbewässerung), aber auch im Gewerbe (z.B. Hotel und Tourismus) kann jeder einzelne Wasser sparen und die Folgen von künftigen Dürren abmildern. Zudem muss bei Jung und Alt eine höhere Achtsamkeit z.B. beim Thema Waldbrandgefahr aufgebracht werden. Übrigens hat der Waldbrandgefahrenindex über den östlichen Regionen - im April - die Stufe 5 und damit die höchste Stufe erreicht.

2020 ein weiteres Dürrejahr?

Wir hatten es in der Sommerprognose bereits einmal beschrieben, dass die Entwicklung der Großwetterlage derzeit den Jahren 2018 und 2019 stark ähnelt. Doch gehört ein Skandinavienhoch und eine gestörte Zirkulation im März und April noch zu den normalen Wetterentwicklungen. Ob ein weiteres Dürrejahr bevorsteht, könnte bereits im Mai entschieden werden. Geht es nach den Langfristmodellen, so berechnen diese - zum aktuellen Stand - keine Dürre. Trotzdem soll der Sommer 2020 mit einem Niederschlagsdefizit enden und damit zu trocken ausfallen können.

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