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Sommer der Superlative? Ein ungewöhnlich warmes Mittelmeer und die Folgen für Mitteleuropa

| C. Bertram

Der Sommer 2025 ist kaum richtig gestartet, da fällt bereits eine markante Anomalie ins Auge: Das Mittelmeer ist außergewöhnlich warm. Ein Blick auf die aktuellen Meeresoberflächentemperaturen (SST) zeigt: Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen war das Wasser zu dieser Jahreszeit soweit über dem langjährigen Mittel. Die Temperaturen liegen vielerorts um 2 bis 4 Grad über dem Durchschnitt – in manchen Regionen sogar noch mehr. Der Juni war bereits rekordverdächtig, und 2025 hebt sich klar von den Vorjahren ab.

Ein erheblich zu warmes Mittelmeer und die Folgen
Ein erheblich zu warmes Mittelmeer und die Folgen

Auch wenn das Mittelmeer weit südlich von Deutschland, Österreich oder der Schweiz liegt, spielt es für unser Wetter eine nicht zu unterschätzende Rolle. Das liegt an der enormen Menge an Wärme und Feuchtigkeit, die das Wasser an die Atmosphäre abgeben kann. Es handelt sich um Energieformen. Je wärmer das Wasser, desto stärker die Verdunstung – und desto größer das Potenzial für extreme Wetterlagen. Denn diese aufgeladene Luft kann über weite Strecken transportiert werden – direkt nach Deutschland.

Ein Beschleuniger für Hitzewellen

Wenn stabile Hochdruckgebiete über Südeuropa oder dem Balkan liegen, kann heiße Mittelmeerluft ungehindert nach Norden strömen. Sie erreicht dann nicht nur Italien, sondern auch die Alpenregion, den Süden Deutschlands oder das östliche Mitteleuropa. Diese Luft ist nicht nur heiß, sondern auch feucht – was die Wärmebelastung für den menschlichen Körper noch verstärkt. Hitzewellen dauern dann nicht nur länger, sie fühlen sich auch intensiver an. Die ersten Julitage 2025 sind ein Beispiel hierfür, wenn die Temperaturen die +40 Grad-Marke anvisieren.

Das Mittelmeer ist erheblich zu warm
Das Mittelmeer ist erheblich zu warm © www.ceam.es

Tropennächte – also Nächte mit Temperaturen über 20 Grad – nehmen zu, weil auch in den Nächten kaum mehr eine Abkühlung erfolgt. Und steigen die Temperaturen am Tage über die +35 Grad-Marke handelt es sich nicht mehr um Hitze-, sondern um Wüstentage. Und genau das könnte Deutschland im Juli und August 2025 bevorstehen, sollte sich die favorisierte Südwestlage einstellen, wie sie sich zum Siebenschläferzeitraum andeutet.

Mehr Energie für Gewitter und Unwetter

Doch das ungewöhnlich warme Mittelmeer bringt nicht nur Hitze – sondern auch das Potenzial für heftige Unwetter. Denn eine warme, feuchte und instabile Luftmasse ist eine ideale Zutat für kräftige Gewitter. Wenn dann kühlere Luft aus dem Nordwesten oder Westen auf diese feuchtwarme Mittelmeerluft trifft, kann es zu regelrechten Wetterexplosionen kommen.

Besonders gefährlich wird es, wenn sogenannte Vb-Tiefs entstehen. Diese ziehen vom Golf von Genua über Österreich nach Tschechien und Polen – und bringen auf ihrem Weg enorme Regenmengen mit sich. Je wärmer das Mittelmeer, desto mehr Feuchtigkeit kann ein solches Tief aufnehmen – und desto mehr Regen fällt dann auch über den Alpen, dem Alpenvorland oder in Süd- und später auch Ostdeutschland. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die Jahrtausendflut von 2024 in der Region Valencia, Andalusien und Mursia, was die neue Qualität der Unwetter hervorhebt.

Einfluss auf die Großwetterlagen

Warmes Meerwasser kann auch die Bildung und Stabilität von Hoch- und Tiefdruckgebieten beeinflussen. Ein aufgeheiztes Mittelmeer fördert beispielsweise die Entstehung blockierender Hochdrucksysteme, die sich kaum noch bewegen – sogenannte Hitzedome. Diese können dann tagelang oder sogar wochenlang Hitze nach Mitteleuropa führen.

Umgekehrt können Störungen, die über das Mittelmeer ziehen, viel länger mit Feuchtigkeit versorgt werden – und so über Mitteleuropa für langanhaltende Regenfälle oder Unwetter sorgen. Kurzum: Ein zu warmes Mittelmeer kann die Wetterlagen verschärfen – in beide Richtungen.

Ökologische Folgen: Das Mittelmeer als Brennglas der Klimakrise

Das Mittelmeer gehört inzwischen zu den sich am schnellsten erwärmenden Meeresregionen weltweit. Schätzungen zufolge liegt die Erwärmungsrate rund 20 Prozent über dem globalen Durchschnitt. Die Folgen sind tiefgreifend: Fischsterben, Korallenbleiche und der Rückgang wichtiger Seegraswiesen gehören ebenso dazu wie die Verdrängung einheimischer Arten durch invasive Warmwasserorganismen. Gleichzeitig nehmen Quallenplagen zu – ein direkter Hinweis auf das ökologische Ungleichgewicht.

Die Hitze im Meer wirkt auch an Land: Waldbrände in Südeuropa treten häufiger auf, weil die ohnehin trockene Vegetation durch die heiße Luft zusätzlich ausgetrocknet wird. Besonders betroffen sind Regionen wie Griechenland (Waldbrand 2024: eine der größten in Europa je dokumentierten Waldbränden), Süditalien oder Südfrankreich. Schon geringe Zündquellen – sei es durch Blitzschlag oder Fahrlässigkeit – reichen aus, um katastrophale Brände auszulösen. Und mit jeder neuen Hitzewelle verschärft sich diese Gefahr.

Was Deutschland im Sommer 2025 bevorstehen könnte

Aktuell sieht es so aus, als ob der Juli 2025 mit einer Hitzewelle starten könnte. Temperaturen bis 40 Grad sind denkbar – und das mitten im Siebenschläferzeitraum, der traditionell einen gewissen Einfluss auf den weiteren Witterungsverlauf hat. Sollte sich eine Südwestströmung halten, sind weitere Hitzephasen durchaus möglich – möglicherweise unterbrochen durch schwere Gewitterlagen.

Auch der August könnte unter Einfluss des warmen Mittelmeers turbulent verlaufen. Heißes, schwüles Wetter mit punktuell kräftigen Gewittern wäre ein typisches Muster für einen solchen Sommer. Das Risiko für Starkregen und Überflutungen – gerade in den Alpen und entlang von Tiefzügen – ist deutlich erhöht.

Das Mittelmeer ist teils +3 Grad wärmer als normal

Das überdurchschnittlich warme Mittelmeer ist mehr als nur eine statistische Randnotiz – es hat reale Auswirkungen auf das Sommerwetter. Hitzewellen können intensiver ausfallen, Gewitter heftiger, und stabile Wetterlagen – ob heiß oder nass – können sich festsetzen.

Die aktuellen Daten bestätigen: Das Mittelmeer ist geladen. Doch nicht nur für das Wetter, sondern auch für das ökologische Gleichgewicht der gesamten Region. Der Sommer 2025 hat das Potenzial, erneut ein extremer zu werden – meteorologisch wie ökologisch.

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