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Wettertrend: Unwetter, Hitze und Dürre - So wird das Wetter im Sommer

| M. Hoffmann

Der Juni ist bislang ungewöhnlich warm und brachte bereits mit über +35 Grad den ersten Wüstentag sowie über dem Westen die erste tropische Nacht. Eigentlich sind solche Extreme erst ab dem 23. Juli typisch, wenn der Sommer mit den Hundstagen in seine heißeste Phase übergeht. Doch damit nicht genug – schon zum Wochenende kündigt sich die nächste Hitzewelle an, bevor erneut Unwetter über Deutschland hinwegziehen. Im Siebenschläferzeitraum könnte sich dann eine weitere Hitzewelle bemerkbar machen. Sind das die Vorboten eines Extremsommers?

Wie wird das Wetter im Sommer 2025?
Wie wird das Wetter im Sommer 2025?

Es mehren sich die Berichte, dass der Sommer 2025 einer der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden könnte. Und tatsächlich: Der Juni – und damit der erste Sommermonat – weist aktuell bereits einen Überschuss von +1,8 Grad aus. Rechnet man die Prognosen der Wettermodelle bis Monatsende hoch, ist dank der Hitze eine Anomalie von +2,8 bis +3,2 Grad möglich.

Zunehmende Temperaturanomalie

Ab einer Anomalie von über +3,0 Grad spricht man von einem Extremereignis – der Juni wäre dann der 46. zu warme Monat in Folge (Referenzzeitraum: 1961–1990, Abweichung ≥ 0 Grad). Das könnte zugleich den Grundstein für den 29. zu warmen Sommer in Folge legen. Mit anderen Worten: Alle unter 30 Jahre haben noch keinen klimatisch „normalen“ Sommer in Deutschland erlebt.

Hitze und Extremwetterereignisse liegen eng beieinander

Wer uns schon länger begleitet und die Langfristprognose für den Sommer seit Februar verfolgt, weiß: Der ungewöhnlich warme Nordatlantik und das überdurchschnittlich warme Mittelmeer speichern enorme Energiemengen – diese muss sich irgendwo entladen. So ist bei entsprechenden Störimpulsen mit unwetterartigen Ereignissen zu rechnen – wie bereits im Juni geschehen, teils mit erheblichem Schadpotenzial.

Dürre

Die Unwetter sind meist nur von kurzer Dauer und weichen bald wieder, bevor sich über Mitteleuropa erneut Hochdrucklagen etablieren. Da der Hochsommer noch bevorsteht, dürften Hitze und Trockenheit weiter zunehmen – die Dürre verschärft sich. Trockenperioden und Extremniederschläge – ein Muster, das sich bereits im Februar abzeichnete, setzt sich zunehmend in der Realität durch.

Die Randfaktoren

Die Meere sind ungewöhnlich warm, und auch das Ausbleiben der atlantischen Frontalzone – seit 2018 nur noch sporadisch aktiv – spielt eine Rolle. Übrig bleiben meridionale Strömungen: Entweder fließt kühle Luft aus Skandinavien Richtung Alpen oder – wahrscheinlicher – heiße Luftmassen aus dem Mittelmeerraum oder Afrika nach Skandinavien. Ein Indikator hierfür ist der NAO-Index, der in den vergangenen Tagen eine positive Entwicklung zeigte. Ein Tiefdruckgebiet zwischen Island und Grönland wird somit wahrscheinlicher, was den Aufbau einer Hochdruckzone über Mitteleuropa begünstigt. Dieses Muster ist auch in den Druckverhältnissen der Kontrollläufe erkennbar.

Islandtief mit Hoch über Osteuropa - Deutschland inmitten einer schwül-warmen bis heißen Südwestwetterlage
Die Wettervorhersage nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe Anfang Juli: Islandtief mit Hoch über Osteuropa - Deutschland inmitten einer schwül-warmen bis heißen Südwestwetterlage © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Die Clusteranalyse

Von neun möglichen Szenarien zeigen rund 26 Prozent eine Westwetterlage. In 74 Prozent hingegen deutet sich ein Blockadeszenario an. Diese Blockaden werden überwiegend zwischen der Mittelmeerregion und Skandinavien simuliert und könnten eine hochsommerliche Wetterentwicklung begünstigen.

Einige Varianten simulieren jedoch eine Blockade auf dem Atlantik – ein Worst-Case-Szenario für Freunde des Sommerwetters. Warum? Ganz einfach: Hochdrucksysteme drehen sich im Uhrzeigersinn und würden über Mitteleuropa eine meridionale Nord-Süd-Strömung begünstigen – ein Muster, das wenig mit Sommerwetter gemein hat.

Für die Jahreszeit zu warm

Insgesamt zeigt die Clusteranalyse bis zum 28. Juli eine Temperaturabweichung von +2 bis +3 Grad im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990. Das überrascht zunächst nicht, deutet aber darauf hin, dass im Juli eine weitere Hitzeperiode möglich ist. Extremhitze ist hingegen weniger Wahrscheinlich, denn hierfür müssten die Abweichungen zwischen +4 und +6 Grad liegen. Dennoch lässt sich festhalten: Auch der zweite Sommermonat dürfte deutlich zu warm ausfallen.

Die Sommerprognose der Langfristmodelle

Das CFSv2-Langfristmodell simuliert den Juni mit einer Anomalie von +2,5 bis +3,5 Grad als deutlich zu warm. Für Juli und August wird eine ähnliche Abweichung von +2,0 bis +3,0 Grad berechnet. Die Niederschlagsprognose zeigt für den Juni leicht unterdurchschnittliche und für den Juli deutlich unterdurchschnittliche Werte. Dürre könnte somit eine Rolle spielen. Im August wird das Wettermodell insgesamt neutral bis leicht zu nass berechnet, während große Teile Mitteleuropas weiterhin als erheblich zu trocken gelten. Das lässt im August auf einen Störimpuls über Deutschland schließen.

Auch die NASA prognostiziert einen deutlich zu warmen Juni. Der Juli wurde inzwischen leicht nach unten korrigiert und weist nun eine Anomalie von +1 bis +2 Grad auf. Der ursprünglich als zu kühl eingestufte August wurde inzwischen auf +1,5 bis +2,5 Grad nach oben korrigiert. In allen drei Monaten liegt die Niederschlagsmenge über dem vieljährigen Mittel – ein Hinweis auf einen zu nassen Sommer.

Das europäische Vorhersagemodell berechnet den Juni mit einer Anomalie von +3 bis +4 Grad als extrem warm und zu trocken. Mitteleuropa wird durchweg heiß simuliert, während Skandinavien vergleichsweise kühl und zu nass ausfallen könnte.

Auch für Juli und August werden Anomalien von +2 bis +3 Grad sowie trockene Bedingungen prognostiziert. Betrachtet man ganz Europa, so zeigt sich ein deutlicher Wärmeüberschuss, mit einer nassen Tendenz in Nordeuropa. Was das europäische Modell hier berechnet, erinnert stark an einen Hitze- und Dürresommer.

Das deutsche Vorhersagemodell prognostiziert den gesamten Sommer mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent (!) als zu warm, 8 Prozent als normal und nur 2 Prozent als zu kalt – eine klare Aussage. Die Niederschlagsprognose ergibt eine Wahrscheinlichkeit von 76 Prozent für zu trocken, 16 Prozent für normal und 8 Prozent für zu nass.

Ein deutlich zu warmer Frühling und Sommer 2025
Ein deutlich zu warmer Frühling und Sommer 2025

Die Langfristprognose Sommer 2025 hat sich in den vergangenen Wochen nicht verändert. Dürre ist weniger wahrscheinlich, aber auch nicht auszuschließen, ebenso wie unwetterartige Niederschläge. Die atlantische Frontalzone wird kaum eine Rolle spielen und Störimpulse können die Hochdruckzonen immer wieder triggern. Schaun mer mal!

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