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Sommerprognose: Hitze- oder Höllensommer – was ist dran an diesen Schlagzeilen?

| M. Hoffmann

In den Medien kursieren Schlagzeilen von einem drohenden Hitze- oder Höllensommer 2025 – doch was sagen die meteorologischen Modelle wirklich? Tatsächlich prognostizieren Klimamodelle für den Sommer 2025 derzeit eine ungewöhnlich hohe Wahrscheinlichkeit für überdurchschnittliche Temperaturen und vergleichsweise trockene Verhältnisse in Deutschland. So geht der Deutsche Wetterdienst (DWD) aktuell von einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit von 81 % für einen wärmeren Sommer (Juni bis August) im Vergleich zum Referenzzeitraum 1991–2020 aus. Im Vergleich zu dem international gültigen Referenzwert von 1961 bis 1990 wäre das ein fast 100 Prozent zu warmer Sommer. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Sommer zu trocken ausfallen wird, liegt nach der Analyse des deutschen Vorhersagemodells bei rund 60 Prozent. So die Ausgangslage.

Heißes und trockenes Sommerwetter - wie wahrscheinlich ist ein Hitze- und Dürresommer und was ist an den Schlagzeilen eines Höllensommers dran?
Heißes und trockenes Sommerwetter - wie wahrscheinlich ist ein Hitze- und Dürresommer und was ist an den Schlagzeilen eines Höllensommers dran?

Verwunderlich wäre das nicht, denn die letzten 28 Sommer sind im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 bis 1990 allesamt zu warm ausgefallen. Warum sollte der Sommer 2025 hier also eine Ausnahme machen? Auch internationale Institute wie das Europäische Wetterzentrum (ECMWF) oder die US-Klimabehörde NOAA rechnen mit einem deutlich zu warmen Sommer – und ihre Karten zeigen ein rot- bis orangerotes Europa in den Monatsmitteltemperaturen (d. h. deutlich über dem Mittel).

Ein Schlüsselelement ist dabei der sogenannte „Wärmestau“ im Nordatlantik: Forschende am Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) haben ermittelt, dass außergewöhnlich warme Sommer in Europa häufig durch einen mehrjährigen Temperaturanstieg des Nordatlantiks vorab angekündigt werden. Ein neues Vorhersagemodell des MPI, das diesen Zusammenhang nutzt, sagt für 2025 ebenfalls einen ungewöhnlich warmen Hitzesommer in Europa voraus. Die Prognosen mehrerer Modellläufe decken sich: Laut Carlo Buontempo vom Copernicus-Dienst liegen alle neun beteiligten Modelle im Trend zu überdurchschnittlichen Sommertemperaturen, wenngleich die Unsicherheit dabei noch groß ist.

Bei den Niederschlägen sind die saisonalen Vorhersagen etwas uneinheitlicher. Das europäische Prognosemodell rechnet eher mit zu trockenen Bedingungen – weite Teile Europas erscheinen in der Niederschlagsübersichtskarte gelb bis orange, was unterdurchschnittliche Regenmengen signalisiert. Das CFSv2 hingegen sieht eher mehr Regen als üblich.

Insgesamt deuten die Modelle aber darauf hin, dass Deutschland mit einer höheren Hitzewahrscheinlichkeit rechnen sollte (wiederholt mögliche Wüstenrage mit über 35 bis 40 Grad), selbst wenn die Entwicklung noch mit Unsicherheiten behaftet ist. Es bleibt daher ein Szenario, dass Deutschland einen heißen, trocken-dürren Sommer erleben kann (vergleichbar 2018 oder 2003), wie es im Rahmen der Trends des fortschreitenden Klimawandels immer wahrscheinlicher wird.

Dürrefrühling und Dürresommer

Blickt man in die Vergangenheit zurück, so war der Winter deutlich zu trocken und der Frühling war der dritttrockenste Frühling seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Dazu kam eine überproportional hohe Sonnenscheindauer. Sollte sich dieses Schema im Sommer mit hohen bis ungewöhnlich hohen Temperaturen fortsetzen, wären die Schäden an der Natur enorm. Da hilft der aktuelle Regen zwar auf jeden Fall, doch ist die Linderung der Dürre begrenzt, wie ein Blick auf den Dürremonitor zeigt.

Trotz des Regens herrscht noch immer über weiten Teilen von Deutschland eine Dürre vor
Dürremonitor: Trotz des Regens herrscht noch immer über weiten Teilen von Deutschland eine Dürre vor © www.ufz.de

Die Großwetterlage, welche zur Dürre führt

Wertet man die Monate Februar bis Mai in der Reanalyse aus, so liegt das Hoch mit seinem Zentrum dort, wo eigentlich die atlantische Frontalzone ihr Unwesen treiben sollte. Und wer bei uns schon länger zu Gast ist, weiß, dass die Frontalzone seit 2012 häufiger und vermehrt seit 2018 außer Kraft gesetzt worden ist – was ganz klar mit der Klimaerhitzung und dem sich nach Norden zurückziehenden Eisschild zusammenhängt. Mehr dazu in diesem Artikel: Konsequenzen für den Sommer: Dürre und Dauerregen - Ist das Wetter noch normal?

Die Reanalyse von Februar bis Mai - Dort, wo eigentlich die atlantische Frontalzone aktiv sein sollte, hat sich hoher Luftdruck ausgebildet
Reanalyse: Die Reanalyse von Februar bis Mai - Dort, wo eigentlich die atlantische Frontalzone aktiv sein sollte, hat sich hoher Luftdruck ausgebildet © www.noaa.gov

Monsunartiger Niederschlag

Jetzt kommt das Aber: Es kann zwar erneut zu einer hochdruckdominierten Wetterlage über dem Sommer kommen – ganz so, wie es die Vorhersagemodelle auch berechnen. Es würde sich jedoch um eine gradientenschwache Wetterentwicklung handeln.

Neben dem Nordatlantik weist auch die Mittelmeerregion im Vergleich zu den vergangenen Jahren einen deutlichen Überschuss der Temperaturen auf (SST-Anomalie). Auch wenn das Oberflächenwasser über der Nord- und Ostadria durch den Regen der letzten Wochen etwas abgekühlt ist, so bleibt der Überschuss im Gesamten dann doch deutlich sichtbar.

Das Mittelmeer ist ähnlich warm wie 2023 und 2024
Das Mittelmeer ist ähnlich warm wie 2023 und 2024 © www.ceam.es

In Kombination mit dem feuchteaufstieg über dem Nordatlantik und dem Mittelmeer und dem Hoch in der Nähe von oder über Mitteleuropa gibt es das Worst-Case-Szenario für alle Freunde des Sommerwetters. Durch die energiegeladene Luft und dem fehlender Dynamik der Frontalzone entstehen immer wieder Störimpulse, welche in einem gradientenschwachen Wetterumfeld vor sich her wabern. Mit ihrem quasistationärem Verhalten kann der Niederschlag an Ort und Stelle - und zwar über Tage hinweg - niedergehen. Sturzfluten, Hochwasser und unwetterartige Regensummen sind die Folgen einer solchen Wetterentwicklung. Ob diese aber über Deutschland niedergehen werden, lässt sich zum derzeitigen Stand nicht sagen.

Die Sommerprognose der Langfristmodelle im Detail

Das europäische Vorhersage-Modell berechnet den Juni mit einer Anomalie von bis zu +4 Grad extrem zu warm und zu trocken. Zudem wird gesamt Mitteleuropa heiß berechnet, während Skandinavien sogar zu nass und zu kalt ausfallen kann.

Der Juli und August werden mit einer Anomalie von +2 bis +3 Grad noch immer erheblich zu warm und auch zu trocken berechnet. Betrachtet man Europa, so ist in ganz Europa mit einem deutlichen Überschuss an Wärme zu rechnen. Nordeuropa hat dabei einen Trend zu nass auszufallen. Das was das europäische Wettermodell da berechnet, kommt einem Hitze- und Dürresommer sehr nah.

Das CFSv2-Modell ist im Hinblick auf den Juni etwas vorsichtiger geworden und berechnet über dem Norden eine Anomalie von +0,5 bis +1,5 Grad und über dem Süden bis zu +3 Grad. Der Juli soll im +2 bis +3 Grad und der August um +1,5 bis +3 Grad zu warm ausfallen können. Die Niederschlagausbeute ist im Juni zu gering und im Juli und August fast normal. Ein zu warmer und etwas zu trockener Sommer 2025.

Die NASA berechnet den Juni deutlich und den Juli mit einer Anomalie von +3 bis +5 Grad sogar extrem zu warm. Im August zeigt sich mit einer zu kalten und nassen Entwicklung ein Totalabsturz des Sommers. Die Niederschlagsausbeute ist in allen drei Monaten gegenüber dem vieljährigen Mittelwert erhöht und der Sommer damit zu nass.

Vorsicht mit einem Hitze- und Dürresommer

Die Aussagen im Hinblick auf einen Hitze- und Dürresommer sind mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten. In Zeiten der Klimaerhitzung wird es mit hoher bis sehr hoher Wahrscheinlichkeit den 29. zu warmen Sommer in Folge geben. Das heißt aber nicht, dass dieser heiß und trocken wird. Schaun mer mal.

Ein zu warmes und etwas zu trockenes Sommerwetter
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