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Klimaerhitzung - Dürre und Hochwasser: 400.000 Menschen in Gefahr

| C. Bertram

Deutschland steht zunehmend vor einer gewaltigen Herausforderung: Hochwasser. Laut einer aktuellen Studie des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU) sind rund 384.000 Menschen direkt von potenziellen Überschwemmungen bedroht. Diese Zahl deckt sich mit Daten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), die von rund 300.000 gefährdeten Adressen sprechen. Besonders betroffen sind die großen Flussgebiete wie der Rhein, die Elbe und ihre Nebenflüsse. Doch trotz zahlreicher Maßnahmen, Pläne und Vorwarnsysteme stellen sich drängende Fragen: Reichen die bisherigen Vorkehrungen aus, um die Risiken zu minimieren? Und was bedeutet das für die Zukunft?

Hochwasser in Altenahr-Altenburg am 15. Juli 2021 © Martin Seifert
Hochwasser in Altenahr-Altenburg am 15. Juli 2021 © Martin Seifert

Die Flussgebiete in Deutschland spielen eine zentrale Rolle im Hochwasserschutz. Besonders die Region um den Rhein birgt hohe Risiken. Allein hier wären etwa 190.800 Menschen bei einem schweren Hochwasser betroffen. In der Elbregion liegt die Zahl bei knapp 100.000. In den stark besiedelten Flusstälern des Landes, insbesondere entlang der Saale und Mulde, sowie in den mittelgebirgigen Regionen, stellt sich die Lage ähnlich prekär dar.

Die Gründe für die hohe Gefährdung liegen in der topografischen und klimatischen Lage der Bundesrepublik: Starkregenereignisse in Kombination mit bereits hoch stehenden Flüssen können schnell zu verheerenden Überflutungen führen. Ein prominentes Beispiel ist das Hochwasser von 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, das durch Starkregen in Kombination mit steigendem Wasserstand der Flüsse verursacht wurde. Ganze Landstriche, wie das Ahrtal, wurden damals verwüstet, was zeigt, wie dramatisch die Folgen sein können.

Klimaerhitzung verschärft die Risiken

Ein wichtiger Faktor, der die Hochwassersituation weiter verschärft, ist die Klimaerhitzung. In vielen Regionen nehmen sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität von Extremwetterereignissen zu. Dies betrifft nicht nur Starkregen und Hochwasser, sondern auch Dürreperioden. Die UfU-Studie weist darauf hin, dass insbesondere Flüsse und Seen in Ostdeutschland aufgrund sinkender Pegelstände Gefahr laufen, auszutrocknen. Städte wie Berlin und Brandenburg sind hier besonders gefährdet.

Der Rhein beispielsweise weist zunehmend Austrocknungsgefahr auf, insbesondere im Sommer, wenn der Niederschlag ausbleibt und die Pegelstände merkbar sinken. Dies betrifft nicht nur die Schifffahrt, sondern auch die Trinkwasserversorgung und die landwirtschaftliche Nutzung in den betroffenen Regionen. Diese Entwicklungen zeigen deutlich, dass die Klimaerhitzung das bestehende Gefahrenpotenzial massiv verstärkt.

Unzureichende Datengrundlage für Starkregen und Dürre
Trotz der Fortschritte im Bereich des Hochwasserschutzes gibt es noch immer Lücken in der Datenlage. Während Hochwasserrisikomanagementpläne (HWRMP) für Flussgebiete wie Rhein und Elbe umfangreiche Daten und Prognosen liefern, fehlen Informationen zu plötzlichen Starkregenereignissen. Diese treten oft lokal und kurzfristig auf, wie etwa in Hessen, wo 2024 innerhalb weniger Stunden massive Niederschläge für verheerende Überflutungen sorgten. Solche Regenfälle sind schwer vorhersehbar und stellen für viele Regionen ein enormes Risiko dar.

Für die Analyse solcher konvektiver Starkregenereignisse fehlen oft langjährige Datenreihen, die eine präzise statistische Einschätzung ermöglichen würden. Daher ist es für viele Kommunen eine Herausforderung, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Dabei zeigen Pilotprojekte, wie die Erstellung von Starkregengefahrenkarten in Hessen, wie solche Bedrohungen lokalisiert und Schäden eingedämmt werden könnten. Solche Modelle sollten flächendeckend ausgebaut werden, um vor allem in Mittelgebirgsregionen, die besonders von Starkregen betroffen sind, für mehr Sicherheit zu sorgen.

Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser - was ist geplant und ist die Klimaerhitzung schneller?
Im Jahr 2023 verabschiedete die Bundesregierung die Nationale Wasserstrategie, die mit insgesamt 78 Maßnahmen darauf abzielt, den Wasserhaushalt Deutschlands an die Herausforderungen der Klimaerhitzung anzupassen. Dazu gehören unter anderem der vorsorgende Hochwasserschutz, aber auch Maßnahmen gegen Dürre und Starkregen.

Ein zentrales Element dieser Strategie ist der Aufbau eines flächendeckenden Niedrigwasserinformationssystems (NIWIS), das ab 2025 Pegelstände in ganz Deutschland erfassen und in Echtzeit zur Verfügung stellen soll. Dies könnte vor allem in Regionen, die von Austrocknung bedroht sind, einen entscheidenden Beitrag zur Frühwarnung leisten.

Doch trotz aller Bemühungen bleibt die Frage offen, ob die bestehenden Maßnahmen ausreichen. Die Klimaerhitzung schreitet schneller voran, als es viele Schutzsysteme erlauben. Die Hochwasserrisikomanagementpläne der Flussgebiete werden zwar regelmäßig aktualisiert, doch die Entwicklungen zeigen, dass die Zeit drängt.

Fazit: Handlungsbedarf auf allen Ebenen

Die Hochwassersituation in Deutschland zeigt bspw. mit den Starkregenereignissen West- und Mitteleuropa 2021 (Ahrtal) und über Süddeutschland (2024) deutlich, dass die Klimaerhitzung längst vor unserer Haustür angekommen ist. Die Gefahren, die von Starkregen, Dürre und Hochwasser ausgehen, betreffen nicht nur einzelne Regionen, sondern das ganze Land. Es bleibt abzuwarten, ob die Maßnahmen der Wasserstrategie und die verbesserten Datengrundlagen ausreichen, um die Bevölkerung wirksam zu schützen. Klar ist jedoch, dass der Handlungsdruck steigt – sowohl auf politischer als auch auf individueller Ebene.

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