Wettertrend Herbst und Winter - Sorgt ein QBO-Ost für einen Kaltwinter?
Was ist vom Wetter im Herbst und was vom Winter zu erwarten, was für Folgen hat eine meridionale oder zonale Wetterlage und was berechnen die unterschiedlichen Langfristmodelle für den Herbst und Winter 2024/2025?
Kaltwinter - es ist doch wieder einmal an der Zeit?
Der letzte zu kalte Winter liegt jetzt schon 13 Jahre zurück und es gibt Kinder, die noch keinen richtigen Winter erlebt haben. In Zeiten vor der Klimaerhitzung wechselten sich kalte und warme Winter in einem Zyklus von etwa drei Jahren ab. Meist spielte noch eine Westwetterlage eine Rolle, doch in den vergangenen Jahren wurden auch diese nicht nur schwächer, sondern traten seit 2018 so gut wie gar nicht mehr in Erscheinung. In diesem Sommer war die atlantische Frontalzone über Wochen hinweg überhaupt nicht präsent. Dafür waberten Störimpulse in einem gradientenschwachen Wetterumfeld umher und sorgten im Juni und Juli mit einem quasistationärem Verhalten für unwetterartige Niederschlagsmengen. Im August gab es eine längere Trockenphase, doch steuern im September die nächsten Störimpulse auf Deutschland zu. Ungewöhnlich und über die möglichen Gründe werden wir an anderer Stelle noch genauer eingehen. Insofern ist die Frage viele unserer Leser berechtigt - es ist doch wieder einmal an der Zeit, dass ein Kaltwinter - also ein Winter, der mit seinen Durchschnittstemperaturen knapp unter dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 liegt - möglich sein muss
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Trefferquote für einen zu warmen Winter liegt bei 70 Prozent
Die Statistik ist aus Sicht der Winterfreunde
leider eindeutig. In den vergangenen 20 Jahren waren 70 Prozent der Winter gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm. Das ist eine klare Ansage. Durchschnittlich sind die Winter in den vergangenen 30 Jahren um +1,2 Grad wärmer geworden. Hört sich nicht nach viel an, sorgt aber dafür, dass in den meisten Wintern der sog. Flachlandwinter so gut wie gar nicht mehr in Erscheinung tritt und selbst über den mittleren Lagen zunehmend seltener wird. In den vergangenen 10 Jahren betrug die Durchschnittstemperatur im Winter sage und schreibe +2,7 Grad (normal: +0,2 Grad). Die Temperaturen waren somit um +2,5 Grad zu hoch.
Drastischer Rückgang der Schneetage
Statistisch gesehen gingen die Schneetage in den vergangenen 30 Jahren um 11 Tage zurück. Wenn man so will, schwinden mit jedem Grad Erwärmung die Schneetage um 8,5 Tage. In einem normalen
Winter sind rund 35 Schneetage möglich. 2023/24 gab es rund 15, 2022/23 rund 14, 2021/22 rund 12 und 2019/20 rund 4 Schneetage. Das erklärt zugleich den Frust vieler Freunde des Winterwetters
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Zudem zeigt die Statistik auch, dass die Klimaerhitzung in zunehmenden Maße voranschreitet. Die Sommer werden heißer, die Winter wärmer und einen Winter - so wie er früher vorherrschend war - wird es bis auf ein paar Ausnahmen so nicht mehr geben. An Bilder aus Skiregionen ohne Schnee wie im vorletzten Jahr, wird man sich in Zukunft wohl gewöhnen müssen.
Die Herbst- & Winterprognose 2024/25 der Langfristmodelle
Doch trotz der dreizehn zu warmen Winter und achtundzwanzig zu warmen Sommern in Folge - das Wetter kennt keine Statistik und Tiefdrucksysteme müssen nur an der richtigen Stelle zum Stehen kommen. Und dann - ja, dann kann es wieder Winter geben und meridional verlaufende Wetterlagen können wesentlich dazu beisteuern. Doch Vorsicht - meridional bedeutet ein Verlaufsmuster, dass entweder von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord verläuft. Letzteres hätte einen extrem warmen Winter zur Folge - das nur mal so am Rande erwähnt. Dennoch - in diesem Winter ist wieder mit einem QBO-Ost zu rechnen und wer weiß, vielleicht passt es ja einmal richtig und so ein quasistationäres Verhalten eines Störimpulses sorgt für Dauerschneefall.
Kommen wir zum Langfristtrend der Langfristmodelle. Wie immer an dieser Stelle der Hinweis, dass Langfristprognosen einen Trend der Temperaturen und Niederschläge abbilden und keineswegs als Detailprognosen zu verstehen sind.
Langfristwetter Winter nach dem Deutschen Wetterdienst:
Das Jahreszeitenmodell des Deutschen Wetterdienstes (DWD) berechnet den Herbst (September bis November) mit einer Abweichung gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +0,5 bis +1,5 Grad zu warm. Die Prognosegüte wird als wahrscheinlich eingestuft.
Für die ersten beiden Wintermonate Dezember und Januar wird über Baden-Württemberg und Bayern eine Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad in Aussicht gestellt. Weiter nach Norden zeigt sich mit +1,0 bis +2,0 Grad eine geringere Temperaturanomalie. Die Niederschlagsprognose fällt sowohl im Herbst, als auch im Dezember und Januar normal bis leicht zu nass aus.
Wintertrend nach dem Langfristmodell der NASA:
Das Langfristmodell der NASA berechnet die Monate September, Oktober und November mit einer Abweichung von +0,0 bis +1,0 Grad normal bis leicht zu warm.
Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1991 und 2020 soll der Herbst mit einer Differenz von -0,5 bis +0,5 Grad normal ausfallen können. In der Niederschlagssimulation wird der September leicht zu nass und der Oktober und der November etwas zu trocken simuliert.
Für den ersten Wintermonat Dezember 2024 wird eine Abweichung der Temperatur gegenüber dem vieljährigen Mittelwert (61/90) von +1,5 bis +2,5 im zu warmen Bereich simuliert. Der Januar 2025 wird mit einer Differenz von -0,5 bis +1,0 Grad sogar normal bis leicht zu mild berechnet. Der Februar 2025 wird mit einer Anomalie von +0,5 bis +1,5 Grad ebenfalls nur moderat zu warm simuliert (ein Indiz auf QBO-Ost). Alle drei Wintermonate werden leicht zu nass simuliert.
Herbst- und Winterprognose nach dem CFSv2 Modell
Der September soll nach dem CFSv2 Modell mit einer Temperaturanomalie von +2,0 bis +4,0 Grad gegenüber dem Klimamittelwert deutlich zu warm ausfallen können (91/20: +1,5 bis +3,5 Grad). Die Abweichung im Oktober und November wird mit +1,5 bis +2,5 Grad moderater ausfallen (91/20: Oktober +1,1 bis +2,1 Grad; November +0,7 bis 1,7 Grad). Also ja, der erste Schnee könnte bereits im November eine Rolle spielen. Die Niederschlagsleistung ist im September normal und im Oktober und November etwas zu trocken.
Die drei Wintermonate werden allesamt mit einer Anomalie von +2,0 bis +3,0 Grad extrem zu warm berechnet (91/20: +0,8 bis +1,8 Grad). Eine kühlere Phase wird nicht berücksichtigt.
Die Niederschlagsleistung ist von Dezember bis einschließlich Januar als zu nass zu bewerten.
Herbst- und Wintervorhersage nach dem europäischen Langfristmodell:
Der September, Oktober und der November werden bei einer etwas erhöhten Niederschlagsbilanz mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad zu warm simuliert (91/20: +0,5 bis +1,3 Grad).
Der Winter wird sowohl im Dezember, als auch im Januar und Februar mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad zu warm berechnet (91/20: +0,3 bis +1,3 Grad). Die Niederschlagsbilanz ist über alle drei Wintermonate als zu nass zu bewerten.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
September 2024 | +2,0 bis +4,0 Grad (+1,5 bis +3,5 Grad) |
Normal bis etwas zu nass |
Oktober 2024 | +1,5 bis +2,5 Grad (+1,1 bis +2,1 Grad) |
Trend: Etwas zu nass |
November 2024 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,7 bis +1,7 Grad) |
Trend: Etwas zu nass |
Dezember 2024 | +2,0 bis +3,0 Grad (+1,0 bis +2,0 Grad) |
Trend: etwas bis deutlich zu nass |
Januar 2025 | +2,0 bis +3,0 Grad (+0.6 bis +1,6 Grad) |
Trend: deutlich zu nass |
Februar 2025 | +2,0 bis +3,0 Grad (+0,9 bis +1,9 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass |
Auf den Punkt gebracht
Keines der Vorhersage-Modelle simuliert einen halbwegs normalen Winter, geschweige denn einen Kaltwinter. Vielmehr lässt der Wettertrend der Vorhersage-Modelle den Rückschluss auf einen erheblich zu warmen Winter zu, was in Zeiten der Klimaerhitzung auch nicht weiter verwunderlich ist.
Doch Vorsicht und Skepsis sind bei Langfristprognosen angebracht und sollte sich das meridionale Strömungsmuster im Winter behaupten können, so sind im Zusammenspiel mit einem QBO-Ost noch ganz andere Überraschungen möglich. Schaun mer mal.