Langfristprognose Sommer 2023: Extrem warm und trocken?
Der Sommer fährt im Moment auf Hochtouren und zeigt sich über manchen Regionen bereits mit hochsommerlich heißen Werten von über +30 Grad. Damit ist der Hochsommer auch in diesem Jahr zu früh dran. Zudem lässt der Niederschlag zu wünschen übrig und über einigen Regionen hat sich mittlerweile eine Dürre eingestellt. Wird das Wetter in diesem Sommer noch extremer und was sagen die Langfristprognosen dazu?
Der Frühling war mit einer Abweichung vom langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um exakt +1,2 Grad zu warm (91/20: +0,0 Grad). Im Niederschlagsverhalten zeigte sich der März und April noch etwas zu nass, doch das änderte sich im Mai mit einer Sollerfüllung von gerade einmal 57 Prozent erheblich. Seitdem ist der Regen über Deutschland Mangelware.
Auf dem Weg in die Dürre
Zudem hat sich in den vergangenen Tagen eine Hochdruckzone über Mitteleuropa aufbauen können und lässt die Temperaturen weiter ansteigen. Zwar gibt es vereinzelt Niederschlagssignale in Form von Schauern und Gewittern, doch sind die mehr über der Südhälfte zu finden. Dort, wo der Regen dringend gebraucht wird, ist vorerst nicht mit Niederschlag zu rechnen.
Eingefahrene Hochdruckwetterlage
Was also dringend benötigt wird, ist Niederschlag. Hinzukommen Temperaturen von +25 bis +30 Grad und phasenweise auch über die +30 Grad-Marke hinaus. Der Temperaturtrend ist bis zum 20. Juni im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert stets zu hoch und kann zeitweise zu einem Überschuss von bis +6 Grad führen. Das stresst
die ohnehin schon angeschlagene Vegetation weiter - insbesondere über dem Norden und Nordosten von Deutschland. Im Winter ist so eine ausgeprägte Trockenheit nicht so tragisch, da der Sonnenstand und die Temperaturen nicht so hoch sind und die Vegetation ruht. Doch sieht das mit hochsommerlichen Temperaturen und einer voll ausgetriebenen und Wasser absorbierenden Vegetation ganz anders aus.
Eine Buche mit Zugang zum Grundwasser kann bspw. an einem Hitzetag bis zu 500 l an Wasser durch den Stamm und die Blätter rauschen lassen (Quelle: Max-Planck-Institut). Da bekommt man ein Gefühl davon, was es für die Vegetation bedeutet, wenn der Regen ausbleibt und der Hitzestress zunimmt.
Grundlegende Veränderung der Großwetterlage
Was also benötigt wird, ist eine grundlegende Veränderung der Großwetterlage. Das Problem dabei ist, dass die Eiszone in der Arktis extrem schwach und weit nach Norden zurückgezogen ist. Das hat unmittelbare Konsequenzen auf das Wetter über Deutschland.
Zurückgehendes Meereis - Konsequenzen für das Wetter
Wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, der kennt das bereits. Seit rund 6 Jahren beobachten wird diesen Trend verstärkt und es zeigt sich eine stete Abnahme von zonalen Großwetterlagen, den sog. Westwetterlagen. Diese Wetterlagen waren in der Vergangenheit die Norm und galten als gesetzt. Das Wetter war abwechslungsreich und dass die Temperaturen die +30 Grad-Marke übersprungen haben, kam nach dem langjährigen Mittel von 1961 und 1990 im Schnitt gerade viermal im gesamten Sommer vor. In den vergangenen 5 Jahren sind daraus im Schnitt 13,2 Hitze-Tage geworden. Da verändert sich also gewaltig etwas und mit ein Grund ist die zurückweichende Eiszone der Arktis.
Die atlantische Frontalzone ist nicht mehr vorhanden
Auffällig ist seit April, dass die atlantische Frontalzone zunächst vollständig abgemeldet war und seit Mai gewissermaßen nicht mehr existiert. So konnte man schon frühzeitig eine Trockenperiode für den Mai erahnen und ins Spiel bringen. Da die Westwetterlage aber noch immer als normal
gilt, spricht man bei anderen vorherrschenden Wetterlagen von einer gestörten Zirkulation. Mit einem Hoch über Skandinavien ist die Zirkulation vollständig gestört und mit einem Hoch über Grönland spricht man von einer absolut gestörten Zirkulation.
Hochdruckgebiete dehnen sich nach Norden aus
Eis ist kalt und je weiter das Eis nach Süden vordringt, desto größer werden die Temperaturgegensätze. Die Temperaturgegensätze wiederum sorgen für die Wetterdynamik. Zieht sich das Eis nach Norden zurück, zieht sich auch die Wetterzone nach Norden zurück und die Hochdrucksysteme dehnen sich von Süden aus weiter nach Norden aus. Die Winter werden wärmer, die Sommer heißer und trockener. Aus einer zonalen Wetterlage wird eine gestörte Zirkulation oder eine meridional verlaufende Wetterlage. Eigentlich ganz einfach - und wenn sich daran nichts ändert, oder sich das Eis noch weiter nach Norden zurückzieht, so werden auch über Mittel- und Nordeuropa die Großwetterlagen zunehmend beständiger und die Westwetterlage spielt dann nur noch eine untergeordnete Rolle.
Extrem warmes Meerwasser
Auch noch ein solcher Fakt, der sich in den kommenden Monaten und Jahren noch bemerkbar machen wird. Aktuell sind die Wasseroberflächentemperaturen - Weltweit - extrem zu hoch und liegen mit +0,7 Grad über dem, was erwartbar wäre. Schaun mer mal, was in diesem Sommer daraus folgen wird.
Wettertrend nach den Langfristmodellen
Umso spannender also, wie die aktuellen Wettertrends der unterschiedlichen Langfristmodelle ausfallen.
Das Wetter im Juni 2023
Das Wetter im Juni 2023 soll nach dem CFSv2-Modell mit einer Differenz von +1,5 bis +2,5 Grad und im Trend von bis +3,5 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 deutlich bis extrem zu warm ausfallen können (91:20: +0,5 bis +2,5 Grad). Die Niederschlagsbilanz fällt über dem Norden extrem trocken, mit einer ausgeprägten Dürrephase aus. Südlich einer Linie von Köln und Dresden wendet sich das Blatt und der Juni kann mit einer erhöhten Schauer- und Gewitterneigung in Richtung Baden-Württemberg und Bayern normal und in Richtung der Alpen auch zu nass ausfallen. Das aber hat wohl auch unwetterartige Wetterereignisse zur Folge.
Die NASA berechnet das Wetter im Juni 2023 mit einer Differenz von +1,5 bis +2,5 Grad deutlich zu warm (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem vieljährigen Sollwert sogar etwas zu nass.
Nach dem Wettertrend der Europäer ist mit einer Abweichung von +1,5 bis +3,5 Grad ein ähnliches Ergebnis, wie bei dem CFSv2 Modell zu erwarten. Auch in der Niederschlagsprognose zeigt sich das Juniwetter extrem zu trocken. Das gilt für alle Regionen nördlich der Alpengrenze. Weiter südlich der Alpen soll der Juni zu nass ausfallen können.
Das Wetter im Juli 2023
Wenig überraschend ist der Wettertrend des CFSv2 Modells für den Juli 2023, der im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Temperaturdifferenz von +1 bis +2 Grad und über dem Süden und Osten mit bis +3 Grad erheblich zu warm ausfallen soll (91/20: -0,4 bis +1,6 Grad). In der Regenprognose zeichnet sich eine deutlich negative Entwicklung ab (deutlich zu trocken).
Die NASA berechnet den Juli 2023 ebenfalls deutlich zu warm, mit einer nur leicht zu trockenen Niederschlagsbilanz.
Die Europäer simulieren den Juli mit einer Differenz von +1,5 bis +3,0 Grad ebenfalls deutlich zu warm. Die Niederschlagsbilanz fällt insbesondere über dem Norden zu trocken aus.
Das Wetter im August 2023
Kommen wir zum letzten Sommermonat, dem August, der nach dem CFSv2 Modell mit einer Differenz von +1,5 bis +3,5 Grad gegenüber 1961 und 1990 dann doch deutlich zu warm berechnet wird (91/20: +0,1 bis +2,1 Grad). Die Niederschlagsprognose fällt gegenüber dem Sollwert unauffällig aus, was den Rückschluss auf eine erhöhten Schauer- und Gewitteraktivität zulässt.
Die NASA berechnet den August 2023 mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad deutlich zu warm (91/20: -0,4 bis +0,6 Grad). Die Niederschlagsbilanz fällt etwas zu trocken aus.
Die Europäer simulieren mit einer Differenz von +1,5 bis +3,0 Grad einen ebenfalls deutlich zu warmen August (91/20: +0,1 bis +1,6 Grad). Die Niederschlagsprognose fällt durchwachsen und im Trend leicht zu nass aus.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
Juni 2023 | +1,5 bis +3,5 Grad | Trend: extrem zu trocken |
Juli 2023 | +1,5 bis +3 Grad | Trend: deutlich zu trocken |
August 2023 | +1,5 bis +3,0 Grad | Trend: durchwachsen |
Auf den Punkt gebracht: Zu warm und zu trocken
Die letzten 29 Sommer waren durchweg zu warm (Abweichung ≥ 0). Zudem war noch kein Sommer nach einem Supermildwinter normal oder zu kühl. Zwar sollte man beim Wetter nicht auf die Statistik setzen, doch vor dem Hintergrund der Klimaerhitzung überrascht der Langfristtrend von einem +1,8 bis +2,2 Grad zu warmen Wetter im Sommer 2023 nur wenig (91/20: +0,5 bis +0,9 Grad).