Was stimmt mit dem Frühling nicht?
Viele Fragen erreichten uns in den vergangenen Tagen: Was stimmt denn mit im Frühling nicht?
Woran liegt es denn, dass der Frühling bislang wenig beständig und immer wieder anfällig für Tiefdrucksysteme und den damit einhergehenden Regengebieten bleibt?
Schaut man sich den bisherigen Verlauf des Frühlings (März, April & Mai) an, so erkennt man ein erheblich zu warmes Wetter im März und einen weitgehend normalen April. Der Frühling ist bis dato um +1,2 Grad zu warm (91/20: +0,0 Grad) und konnte sein Niederschlagssoll zu 85 % erfüllen. Entscheidend für den weiteren Verlauf des Frühlings wird sein, welche Großwetterlage sich ausbilden kann und da gibt es ein paar ganz interessante Ansätze, welche das Wetter im Frühling noch vollständig auf den Kopf stellen können.
Der störanfällige Frühling
In den kommenden Tagen dehnt sich von der Mittelmeerregion eine Hochdruckzone in Richtung Skandinavien aus und erstreckt sich bis zum 10. Mai über das europäische Nordmeer bis nach Grönland.
In diese Hochdruckzone sind Tiefdrucksysteme eingebettet, sodass es in einer gradientenschwachen Wetterlage über Deutschland, der Schweiz und Österreich zu wiederholten, teils kräftigen und länger andauernden Niederschlägen kommen kann.
Extreme Niederschlagsmengen möglich
Somit wird klar, dass der Frühling - genauer gesagt eine nachhaltig stabile Wetterlage - bis Mitte Mai eine nur untergeordnete Rolle spielen wird. Schaut man sich die Niederschlagsprognosen im Detail einmal genauer an, so erkennt man monsunartige Niederschläge, welche über Deutschland zu Regensummen von 40 bis 80 und örtlich bis 100 Liter pro Quadratmeter sorgen können.
So kann binnen weniger Tage so viel an Niederschlag niedergehen, wie es sonst nur im gesamten Mai möglich ist. Mit ansteigenden Flusspegeln, regionalen Überflutungen und Überschwemmungen sind nicht auszuschließen.
Was stimmt mit dem Frühling nicht?
Wir hatten bereits im März einmal darüber berichtet, dass Freunde des Frühlingswetters
auf einen Teilbereich des Polarwirbels über der Barentssee achten sollten. Je länger der Teilbereich des Polarwirbels dort verweilt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Frühling durchwachsen ausfallen wird. An dieser Situation hat sich im April nur unwesentlich etwas verändert und hat sich mit einem Auf und Ab der Temperaturen und einer regen Niederschlagstätigkeit über Deutschland bemerkbar machen können.
Damit sich das ändert, muss der Teilbereich des Polarwirbels über der Barentssee abtransportiert werden. Das wiederum gelingt nur mit einem sogenannten Polarhoch, welches sich von Kanada über Alaska, den Aleuten bis in Richtung Sibirien ausdehnen kann. Durch seine Drehrichtung im Uhrzeigersinn werden die polaren Luftmassen in Richtung Kanada transportiert. Dort angekommen, strömen die kalten Luftmassen über dem östlichen Kanada nach Süden - in Richtung Neufundland - aus und initialisieren auf dem Atlantik eine rege Tiefdruckdynamik.
Nur wenn das zustande kommt, wird der Teilwirbel über der Barentssee anders positioniert und eine Hochdruckzone bekommt die Chance, sich von Spanien aus über Mitteleuropa bis über das östliche Europa auszudehnen kann. Die Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik laufen in Folge daraus vollständig auf das Hoch auf und es etabliert sich eine Südwestwetterlage.
Sollte die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik aber weiter angeheizt werden, so kommt auch noch eine andere weitere Entwicklung ins Spiel. Den Tiefdrucksystemen gelingt es nicht, sich weiter in Richtung Mitteleuropa zu entwickeln und trogen auf dem Atlantik nach Süden - in Richtung der Azoren - aus. Durch diesen Prozess entsteht eine meridional verlaufende Grundströmung, welche über Deutschland aus südlichen Richtungen warme Luftmassen nach Norden transportiert. Neben dem Vollfrühling mit +20 bis +25 Grad kommt so auch eine sommerliche Wetterlage mit über +25 Grad ins Spiel.
Man sieht, dass der Frühling bis Ende Mai mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu warm ausfallen wird. Für all diejenigen, die auf eine nachhaltige und stabile Großwetterlage warten, werden sich weiterhin in Geduld üben müssen. Erst, wenn die strukturellen Veränderungen innerhalb des Polarwirbels vollzogen wurden, kann man auch von einer stabileren Wetterentwicklung sprechen. Der Niederschlag tut der Vegetation gut und ist überproportional verteilt, was am Ende des Frühlings einen deutlichen Überschuss erwarten lässt. Wie gut das der Vegetation tut, zeigt sich im nachfolgenden Dürremonitor. In diesem Sinne ein etwas anderer, aber keineswegs ungewöhnlicher Frühling, wie man ihn von den letzten 14 Jahren her kannte.